Aus dem Tagebuch das Praios Geweihten Baldus Sonnenlob
12. Phex 1032 BF
Amando Laconda da Vanya stand in vollem Ornat und frisch rasiert vor
uns, als wir aus der Traumwelt erwachten. Die zahlreichen Wunden waren
verschwunden. Vergangen wie ein schlechter Traum.
Nachdem wir uns von der Hexe verabschiedet hatten, zogen wir ab.
Unser Weg führte uns vorbei am Turm von Al‘ Gorton,
dem Chimärenmeister. Magus Tankred erzählte uns, dass
dort eine Magierin namens Domaris von A’Tall wohnte, eine
Schwarzmagierun aus Mirham, der Stadt der Golembauer.
Während wir noch darüber diskutierten, wie
sündhaft die Schaffung von künstlichem Leben als
Verspottung göttlicher Schöpfung war, erinnerte
Tankred daran, dass es auch elementare Golems gab, die wenigstens nicht
durch dämonische Magie verseucht waren.
Ich erinnerte an den elementaren Golem-Kriegselefanten der in der
Dritten Dämonenschlacht auf unserer Seite kämpfte.
Die Diskussion mussten wir an dieser Stelle unterbrechen, da der
Großinquisitor plötzlich einen Hustenanfall erlitt.
Ich bedauerte, dass er sich aus dem Gespräch
zurückzog. Immerhin war er damals auch dabei gewesen. Es
hieß damals, dass er den Magier verhört hatte, der
diesen Kriegselefanten erschuf. Ein zwielichtiger einäugiger
Jungmagier namens… irgendetwas mit Wald.
13. Phex 1032 BF
Wir zogen weiter bis tief in die Nacht bis nach Dunkelhain. Das Wetter
wurde immer schlechter.
14. Phex 1032 BF
Vorbei an Koschwacht mit seinem Turm aus schwarzem Kosch-Basalt. Abends
Ankunft in Gratenfels.
Die Stadt der Türme und Mauern, umgeben von einer für
die ländliche Umgebung völlig übertriebenen
Verteidigungsanlage. Immerhin gab es hier auch einen Tempel des HERRN
und einen Schrein des Heiligen Hluthar für unseren Rondrianer.
Auf der Straße wetterte bei unserer Ankunft gerade ein
Laienprediger scharf gegen die örtliche Sitte Strohpuppen zu
verbrennen um damit das Böse zu vertreiben. In meiner Heimat
war das auch üblich gewesen, daher konnte ich mich seiner
Empörung nicht anschließen. Es war doch nur eine
harmlose alte Sitte. Auch unsere älteren Geweihten fanden
darin nichts Schlimmes.
Seine Argumentation war aber recht interessant und sein Eifer
lobenswert. Er versuchte die Bauern daran zu erinnern, dass der Kampf
der Götter gegen die Dämonen in den Herzen aller
Menschen tobt und ein jeder seinen Teil dazu beitrug, den
Niederhöllen den Zugang zu Dere zu versperren. Mit der
Verbrennung von Strohpuppen alleine sei es also nicht getan.
„Praiostagsgläubige“ war einer der
Ausdrucke, die er gerne und vehement verurteilte.
Ich lud ihn zum Essen ein. Vorher suchten wir allerdings alle noch das
örtliche Bad auf.
Nach dem Essen erzählte uns Sonnenlieb der Laienprediger, dass
er sich durch zunehmend beunruhigende Träume zu seinen
Predigten veranlasst fühlte. Er hing den Braniboriern an, was
ihn mir sofort sympathisch machte. Seiner Aussage nach gehörte
er dem inneren Kreis um Lechmin von Hartsteen, der Gründerin
dieser Strömung angehörte. Diese war vom
Boten des Lichts zur inneren Einkehr nach Arras de Mott geschickt
worden, nachdem es wohl einige Auswüchse gegeben hatte.
Er erzählte von seinem häufigsten Traum. Er flog auf
einem Greifen über den Himmel. Hoch über Dere. Unter
ihm die vom Licht geschützte Welt. An den Rändern
schwarze Dämonenschatten.
Von Gareth aus wanderten zahlreiche Lichter in das ganze Land und
drängten die Finsternis zurück. Doch dann erlosch das
große Licht in Gareth. Und dann eines der kleineren Lichter,
weit entfernt. Und dann ein weiteres. Und mit jedem Licht das erlosch,
wurde die Finsternis stärker und griff weiter hinein in die
Welt.
Ich dachte darüber nach. Das große Licht in Gareth
war natürlich das ewige Licht.
Die kleineren seine Funken, die zur Weihe jedes Tempels in der Stadt
des Licht aus dem ewigen Licht beschworen und zum neuen Tempel gebracht
werden mussten. Ohne das Quanionslicht konnten keine neuen Tempel
geweiht werden. Wo einer entweiht wurde, gab es einen weniger. Und die
Macht des Schwarzen Mannes, wie Sonnenlieb ihn nannte, wurde
stärker, die Macht des des Gegenspielers des Herren der
Wahrheit und Gerechtigkeit.
Die Bilder des Traumes beunruhigten auch mich. Vor allem, dass das
Gefüge der Welt bereits so weit gestört sein sollte,
dass Dämonen ohne beschworen zu werden in die Welt kriechen
konnten. Das durfte nicht geschehen!