Aus dem Tagebuch des Praios Geweihten Baldus Sonnenlob
03. Peraine 1034 BF
Mann hatten wir uns verlaufen. Wir hatten ja gewusst, dass keiner von
uns wirklich Wildniskundig war, aber das wir nach einem ganzen Tag
herumwandern wieder im Dorf gelandet waren, war einfach nur peinlich.
Wir hätten nun zum Schloss zurückgehen
können, aber dann hätte jeder erfahren, dass wir uns
verlaufen hatten. Also quartierten wir uns im Dorf ein. Unser Magier
fand im Gasthof dann jemanden der ein Treffen mit Ruana organisieren
konnte.
Eindeutig eine Fügung des Herrn, der unsere Schritte an diesen
Ort lenkte.
Gepriesen sei Praios Licht!
Er weise uns den Weg!
Er erhelle meine Pfade!
04. Peraine 1034 BF
Am nächsten Morgen machten wir einen Spaziergang und trafen
Ruana und ihre Gruppe an unzufriedenen dann auf einer Lichtung.
Ich forderte sie auf uns die Ereignisse aus ihrer Sicht zu schildern,
damit wir uns im Rahmen der Praiosgefälligen Wahrheitsfindung
ein besseres Bild machen konnten.
Einige der Vorwürfe waren uns bekannt. Ihr Vater setzte
Vorgaben seines Vorgesetzten Grafen ohne Sinn und Verstand um. Wie
sollte der Graf denn wissen, dass die Abgaben zu hoch waren, wenn er
darüber nicht informiert wurde? Er war doch von Praios auch
nicht mit Allwissenheit versehen worden, sondern nur mit diesem hohen
Amt. Immer noch war er abhängig von den Berichten seiner
Untergebenen.
Weiterhin warf Ruana ihrem Vater vor, Verbrecher streng nach dem Gesetz
zu bestrafen. Offensichtlich war sie der irrigen Annahme, dass es
für viele Vergehen milde geben sollte. Ein
merkwürdiges Konzept. Sollte ein Betrunkener denn nicht
für einen Totschlag gehenkt werden, nur weil er unter dem
Einfluss des Bieres nicht ganz Herr seiner Sinne war? War der
Totgeschlagene dadurch weniger Tot?
Die Ereignisse der Trennung mit ihrem Vater schilderte sie
ähnlich wie sie uns schon berichtet worden waren. Ihr Vater
hatte Celio hinauswerfen wollen, sie hatte widersprochen. Er hatte
Celio am Kragen gepackt, sie hatte seine Hand weggeschlagen. Danach
eskalierte die Situation.
Der junge und verblendete Geweihte Celio schilderte nun,
erfüllt vom strahlenden Eifer der völligen
Überzeugung seine Meinung. Das Volk müsse informiert
werden. Das Volk müsse alles erfahren. Das seine Aufwiegelung
der ungebildeten Masse zu einem Aufstand mit unzähligen Toten
und unsagbarem Leid führen konnte, verstand er nicht.
Bei allem Verständnis für seine noblen Absichten,
dieser Kerl war eine Gefahr für die Bevölkerung und
sollte schnellstens in ein geschlossenes Kloster, fernab von leicht
beeinflussbaren Bauern, eingewiesen werden. Ich würde dem bald
eintreffenden Inquisitor einen entsprechenden Bericht
übergeben.
Mir fiel nur eine Lösung ein um einen Dialog zwischen Vater
und Tochter zu beginnen. Sie würde sich entschuldigen
müssen. Unabhängig, ob sie sich im Recht sah oder
nicht.
Im Laufe der Gespräche erfuhren wir noch, dass nicht nur die
Abgaben stiegen und arbeitsfähige Bauern zum Wehrdienst
gepresst wurden, nein auch die Steuereinnahmen sanken Jahr um Jahr. Ich
hob die Hände zur Sonne: „Herr Praios! Sind wir
Buchhalter und Steuereintreiber, auf das wir uns mit solchen Problemen
herumschlagen müssen? Sende mir die Weisheit zu erkennen was
hier meine Aufgabe ist.“
Die Hauptexportgüter der Region waren Holz und Steine. Oder so
ähnlich.
Tankred informierte mich später, dass er in der Masse von
Rebellen auch einige Albernische Dialekte gehört hatte. Der
Jäger, der uns zurück zum Dorf führte,
erklärte auf meine Frage, dass es sich um Flüchtlinge
des Krieges handelte. Diese waren aus dem Dorf vertrieben worden und
vegetierten nun im Wald herum. Natürlich hatten sie die
Gelegenheit ergriffen sich der Rebellion anzuschließen.
Eine für mich überraschende Information war dann
noch, dass Rhuana die gestohlenen Lebensmittel an die
örtlichen Bauern verteilt hatte, anstatt sie nur für
sich und ihre Rebellen zu nutzen. Das war zwar nett, aber reichlich
sinnlos, da ihr Vater denselben Bauern eben diese Lebensmittel wieder
abpresste.
Wir machten uns zurück auf den Weg zur Burg.
Am Burgtor fanden wir dieses versperrt vor. Die Zinnen waren bewacht
und der Gardist verwehrte uns eintritt. Offenbar war ein Bote
überfallen worden und da wir mit Ruana gesehen worden waren,
traute man uns nun nicht mehr.
Meine Geduld wurde auf eine schwere Probe gestellt. Mit Mühe
überwand ich den Zwang diesen impertinenten Wicht mit einer
Wurfaxt von der Mauer zu holen, das Burgtor einzuschlagen und die Burg
zu stürmen.
Wir baten höflich darum, dass man ihre Gnaden Axtgesicht
herbeiholte. Diese nahm mir dann einen Wahrheitseid ab und befragte
mich. Danach war dieses Theater schnell vorbei.
Dann bekamen wir eine Audienz beim Vogt. Diesen wollte ich nun
überzeugen sich mit seiner Tochter zu treffen um dieses
Zerwürfnis aus der Welt zu schaffen, bevor der Funke der
Rebellion in seiner Vogtei noch zu einem vernichtenden Brand werden
konnte.
Er zögerte, trotz aller logischen Argumente. Ich blickte zu
unserem Magier, den ich als einen Gelehrten und aufgrund seiner meist
fundierten Logik respektierte. Er nickte mir zustimmend zu. Ich hatte
wohl nichts vergessen. Doch noch zögerte der Vogt.
Nun rief ich den Herrn um Beistand an und SEINE Macht erfüllte
mich und gab meiner Stimme Überzeugung und meinen Argumenten
Logik. Mehr konnte ich nicht tun. Ich trat zurück und wartete
auf die Antwort des Vogtes.