Aus dem Tagebuch des Praios Geweihten Baldus Sonnenlob
07. Peraine 1034 BF
Zu meiner Überraschung haben Vater und Tochter sich nicht
angefallen. Trotz Harmoniesegen war ich mir nicht sicher gewesen, aber
nach einigen angespannten Momenten, kam ein halbwegs konstruktiver
Dialog zustande.
Nach den ganzen Intrigen waren wir dann beim Abendessen etwas Paranoid.
Zumindest galt das für Tankred, der mit mir nach einer
leichten Übelkeit ihrer Gnaden, der Praios Geweihten,
prophezeite, dass diese am nächsten Morgen sicher tot und
vergiftet gefunden werden würde. Ich wettete zwei
Goldstücke dagegen. Dies würde ihm Strafe genug sein,
für seinen Zweifel an der schützenden Hand, die
Praios über die seinen hält.
Am nächsten Morgen tauchte sie dann auch munter und
fröhlich auf.
Wir diskutierten dann noch darüber, wer ein Motiv haben
könnte in der Baronie für Unruhe zu sorgen. Die
Kriegsflüchtlinge eher kaum. Von den umliegenden Herrschern
dürfte auch kaum jemand Interesse an der bankrotten Vogtei
haben.
Beiläufig wurde dann erwähnt, dass der Vogt nach dem
Streit in Erwägung gezogen hatte, seine uneheliche Tochter
anzuerkennen.
Ein genervtes Stöhnen ging durch die Menge, was den Vogt
überraschte. Das war wieder typisch. Keiner hatte es
für nötig gehalten das früher zu
erwähnen.
Wir zogen los um die Verdächtigen zu verhören. Ich
ermahnte sie jeweils zur Wahrheit im Namen des Herren Praios. Nur in
wenigen Fällen fand ich es notwendig dies mit karmaler
Kräft zu unterstützen. Bei jedem Gläubigen
der Zwölf genügte gewöhnlich die Anwesenheit
eines Geweihten und die Erinnerung an den Unmut des Gottes der
Gerechtigkeit und Wahrheit, um ihn von offenen Lügen
abzuhalten.
Pagin Taline wurde zum Verhör geholt, aber es stellte sich
heraus, dass sie jung und ahnungslos war. Ihr Verhältnis zur
Halbschwester war neutral. Die beiden kannten sich kaum und lebten in
völlig unterschiedlichen sozialen Stellungen.
Talines Mutter hatte immer noch ein recht gutes Verhältnis zum
Grafen. Wie sich herausstellte, würde sie ihm nie schaden und
fand schon die Vorstellung empörend.
Hier kam beiläufig ein weiteres uns bisher unbekanntes Detail
ans Licht. Der Buchhalterschreiberling namens Brun Klippstein hatte der
Tochter des Vogtes schon lange schöne Augen gemacht. Die
beiden kannten sich seit Kindheitstagen. Und dann kam Celio und er war
abgeschrieben.
Bevor wir diesen befragen konnten, informierte uns ein hektischer Bote,
dass der Vogt und die Geweihte plötzlich erkrankt waren. Man
vermutete Gift.
Wir eilten sofort hin. Yolande stürzte sich sofort auf die
beiden und untersuchte sie. Sie murmelte etwas von einem Gift der
Shurinknolle in einer konzentrierten und verstärkten Variante,
dann begann sie einen Heilzauber zu sprechen. Wenig später
stabilisierte sich der Zustand der beiden zu unserer Erleichterung.
Während wir uns noch gerade um die vergifteten
bemühten und überlegten, wer der feige Hundsfott sein
könnte, eilte eine Magd zu uns und berichtete atemlos, dass
mein Bruder im Glauben, der gute Emmeran, einen Verdächtigen
beim Praiosschrein entdeckt hatte und wir unbedingt kommen sollten. Da
er bei sich bei der Heilung nutzlos fühlte, hatte er sich
offenbar zum Praiosschrein aufgemacht.
Später berichtete er, dass er eine verdächtige Person
entdeckt hatte, die sich im Schatten der Felswand zum heiligen Platz
geschlichen hatte.
Dort fand er den vermeintlich so harmlosen und hilfsbereiten Brun, wie
er mit einem schwarz flammenden Dämonenschwert auf den Altar
einschlug. Sein Herz leuchtete schwarz durch seinen Körper,
der Herzschlag war schnell und laut von weitem zu hören. Als
er den Geweihten erblickte, rief er Blakharaz, den Herrn der Rache und
Widersacher Praios zur Hilfe an. Ein Groß-Heshtot erschien
und griff den unvorbereiteten Emmeran an.
Zu diesem Zeitpunkt erreichte mich die Magd und ich rannte los um
zumindest Waffe und Schild zu holen. Unbewaffnet würde ich
niemandem nutzen.
Tankred, der nur seinen Geist und seine Magie als Waffe
benötigt und daher stets zur Hand hat, eilte dagegen sofort
los und war lange vor mir vor Ort. Er donnerte Kampfmagie in den
Groß-Heshtot, dieser stellte sich jedoch als völlig
immun gegen die Magica Combatativa heraus. Dann verbarg der Magier sich
und Emmeran hinter einer Gardianum Schutzkuppel.
Als ich endlich ankam, brach der Schutzzauber eben zusammen. Ich
stürmte los, aber der Heshtot verschwand einfach.
Während ich noch kampfbereit um mich sah, tauchte er direkt
unter mir aus dem Boden auf und stieß mir sein
dämonisches Schwert direkt in den Schritt.
Während ich noch mit den niederhöllischen Schmerzen
der magischen Klinge rang, fegte Ulfried auf den Hof und zerfetzte den
Dämon im ersten Sturmangriff mit einem von der Göttin
geführten Schlag seiner geweihten Klinge.
Brun versuchte zu fliehen, wurde aber von einer Flammenlanze des
Magiers getroffen. Er war tot bevor er auf dem Boden aufschlug. Durch
die Fehlschläge beim Kampf gegen den Dämon hatte
Tankred jedes dosieren seiner Kampfzauber aufgegeben und auch diesmal
mit voller Kraft zugeschlagen. Brun würden wir nicht mehr
verhören können.
In seinem Zimmer fanden wir eine kleine Henkerschlinge, das Zeichen der
„Hand der Rache“ einer bekannten Geheimorganisation
von Blakharaz Paktierern. Soweit wir feststellen konnten hatte er schon
länger gegen die Vogtfamilie intrigiert, aber erst unser
Auftauchen und unsere Nachforschungen hatten ihn über den Rand
des Wahnsinns gebracht. Er konnte erst vor kurzem seinen Pakt
geschlossen haben, vielleicht sogar erst, als Emmeran ihn im Schrein
überraschte und er seine Fälle endgültig
davon schwimmen sah. Umso länger wird ihm die Ewigkeit in der
Seelenmühle vorkommen, die er sich dadurch verdient hat.
Im Gespräch erwähnte einer meiner Gefährten,
dass nicht nur das ewige Licht verschwunden ist. Auch die verblendeten
Anhänger des Herrn der Rache haben etwas verloren. Beim
Absturz der fliegenden Festung verschwand auch das rot glosende
Bruchstück, das das Tempeldach durchschlagen hatte als es auf
das ewige Licht traf. Ich glaubte keine Sekunde, dass das
Trümmerstück dort zufällig eingeschlagen
war. Es gab schon einen Grund, warum die Kirche des Herren
Praios in ihrer Weisheit ihren wichtigsten Tempel dort erbaut hatte, wo
die sonst im Übermaß vorhandene Magie der
Kraftlinien, durch den Willen und die Macht des Herren Praios und
SEINEN Tempel und SEINEN Heiligen Boden, gebannt wurde.