Bericht des Geweihten Baldus Sonnenlob
19. Ingerimm 1032 BF
Man hatte uns informiert, dass wir an einer Felswand im Gebirge einen
Rondra Geweihten finden konnten, der seit Jahren den Orks trotzte und
von diesen sehr respektiert wurde. Vielleicht konnte er uns helfen.
Als wir dort ankamen, fanden wir ihn ohne Probleme. Er lag unter einem
Felsen. Welch peinliche Wendung des Schicksals. Ein Krieger der
Dutzende Duelle mit elitären Ork Kriegern gewann, wurde von
einer schnöden Lawine niedergestreckt.
Während ich zu einem Totengebet ansetzte, stürmte
Yolande an mir vorbei und verkündete, dass er noch leben
würde. Ich und Ulfried hoben mit Mühe den Felsen an,
so dass die anderen ihn herausziehen konnten. Yolande heilte ihn ohne
Probleme. Sie mag noch sehr jung sein, aber es scheint mir immer mehr
bewiesen zu sein, dass sie alles heilen kann, was noch Atem zieht.
Währenddessen untersuchte Seine Hochwürden Praiodatus
einige Stelen und verkündete, dass sie Glyphen der Orks vom
Stamm der Brazzoragh zeigten.
Ulfried stellte sich und unsere Gruppe vor. Der Rondra Geweihte Zeiran
begrüßte uns verständlicherweise recht
dankbar.
Er riet uns die Orks zu einem Duell zu fordern und dann nach einem Sieg
zu verhandeln. Ansonsten würden sie weder mit uns reden noch
unsere Vorwürfe, dass sie von Verbrechern als Handlanger
missbraucht wurden, ernst nehmen.
Ulfried rief seine Herausforderung ins Tal. Seine Hochwürden
übersetzte den Text mit unter anderem: „Eure Mutter
war eine Glatthaut und euer Vater fand keinen besseren
Partner.“
Nach einer kurzen Stille erklangen Trommeln und Hörner im Tal.
Die Orks nahmen die Herausforderung an.
Mit der Abenddämmerung näherten sich mehr als vier
Dutzend Fackeln. Orks mit Kriegsogern und einer Standarte mit einem
Steinbock.
Angeführt wurden sie von einem kleinen rot gekleideten
Schamanen und einem Kriegshäuptling: Korosch, Champion der
Garachtei.
Dieser nahm die Herausforderung von Ulfried an.
Ich merkte sofort, dass Korosch ein ernstzunehmender Gegner war.
Schnell, erfahren, geübt. Ulfried parierte einen
Kopfstoß mit seinem Helm und wurde dann von einem
Fußfeger zu Boden geworfen. Der Ork ließ ihn in
Ruhe aufstehen und meinte: „Jetzt können wir
anfangen.“
Es folgten diverse Hiebe, Finten und Paraden. Ulfried fing einen
Treffer im Unterleib ein und konterte mit einem Hammerschlag aufs Bein
des Dorfs. Diesmal fiel Korosch und Ulfried ließ ihn im
Gegenzug aufstehen.
Danach wirbelten beide ihre Schwerter in komplexen Manövern,
die einander aber nicht trafen. Beide hatten die Reaktion ihres Gegners
völlig falsch eingeschätzt und wirkten einen Moment
gleich irritiert.
Dann schienen sich beide darauf zu versteigen den anderen an den Beinen
zu treffen. Ulfried gelang es zuerst und der Ork fiel.
Endgültig.
Die Leuin obsiegte!
Als die Orks ankamen, erläuterten wir ihnen, was wir
herausgefunden hatten. Sie dagegen behaupteten, dass Menschen Orks ohne
besondere Provokation überfielen, was grundsätzlich
für sie in Ordnung war. Allerdings wurden die Orks mit
Brandzeichen versehen, was wohl eine unerträgliche
Demütigung darstellte.
Sie forderten uns auf zu beweisen, dass dies nicht die
örtlichen Gardisten waren.
Dazu gaben sie uns zwei Orks als neutrale Zeugen mit.
20. Ingerimm 1032 BF
Wir gingen zurück zur Motte und verhörten die
gefangenen Räuber. Sie konnten uns genau erklären, wo
sich das geheime Lager der Räuber befand.
Wo sich der Treffpunkt „Hof“ befand wussten nur die
Anführer: Der Rote Storko, die Wölfin Alena
Kohlenbrand und Brandwen Morgenstern.
Sie hatten keine Magier, dafür aber 20 bis 25 noch lebende
Räuber.
Der örtliche Ritter und zwei Waffenknechte begleiteten uns,
der Rest musste weiter Stellung in der Motte halten für den
Fall, dass die Orks uns verrieten oder das ganze ein Trick war.
Das Versteck befand sich im Gebiet des Vogtes vom Erlental.
21. Ingerimm 1032 BF
Wir erreichten das Versteck der Räuber zu Beginn der
Dämmerung. Wir besprachen die Vorgehensweise. Yolande rief
einen Djinn des Humus um die Wachen auszuschalten und auch die
Räuber in der Holzhütte, vermutlich die
Anführer, zu fesseln.
Der Angriff verlief geradezu langweilig perfekt. Wir marschierten ohne
Vorwarnung ins Lager. Zwei Geweihte des Praios in der Goldenen
Rüstung Alverans.
Ulfried mit dem Ruf: „Ihr seid alle verhaftet!“
Ein Bogenschütze versuchte zu spannen und fing sich meine
Wurfaxt ein. Ein angreifender abtrünniger Ork wurde von
Tankred abgefackelt. Mir schien der Flammenstrahl etwas
übertrieben, aber die Wirkung auf die Räuber war
beeindruckend.
Ein letztes: „Ergebt euch und akzeptiert die Gerechtigkeit
des Herrn oder tretet direkt vor Retos Waage!“
überzeugte (nach einem weiteren abgefackelten Ork) die letzten
Gegner sich zu ergeben.
In der Hütte fanden wir die Anführer in Ranken
eingesponnen.
Praiodatus verhörte die Gefangenen. Tankred heizte ein
gefundenes Brandeisen mit einem lauten: „Brenne toter
Stoff“ auf. Das überzeugte die Wölfin zu
reden.
Ein Anführer stellte sich als Wolfhag Fichtenschlag heraus,
Bruder des örtlichen Vogtes. Und der Vogt war der
letztendliche Auftraggeber. Er sollte im Auftrag des Vogtes die
lästigen Praiosanhänger aus dem Kloster vertreiben.
Die Geweihten dort verursachten im ganzen Umkreis Aufruhr.
Wenn die Räuber nicht auch dazu dienten zusätzlich zu
den rechtmäßigen Abgaben das Volk auszupressen,
hätten wir nun einen Gewissenskonflikt gehabt. Einen kurzen,
immerhin ist der Angriff auf ein Kloster voller Geweihter undenkbar,
egal wie weit sie vom richtigen Weg abgekommen sind.