Aus dem Tagebuch des Magus Consultatoris Rodrik Bannwäldner
Beratender Magus zu Fragen schwarzmagischer Phänomene und
deren Bekämpfung
10. Praios 1030 BF
Nach meiner Materialisation sah ich mich kurz um. Wie erhofft hatte
niemand mein Erscheinen beobachtet. Ich rannte um die Ecke,
stürmte in die Kaserne und rief laut „Feuer! Feuer
und Mordbuben!"
Der Gardist am Eingang sprang beinahe aus seiner Rüstung, warf
mich aber zur Seite und sah selbst draußen nach was los war.
Er sah den Lichtschein des Feuers sofort und rannte selber Alarm rufend
zurück in die Kaserne. Binnen Sekunden erklangen die
Alarmglocken und Gardisten stürmten in Richtung Feuer. Ich
setzte mich zusammen mit dem Kommandeur an die Spitze. Als ich ihm
berichtete, dass es sich um Brandstiftung handelte, ließ er
mich von einem Gardisten abführen damit dieser meine
Zeugenaussage aufnahm. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass
die Gardisten gewohnt waren das Zeugen nur ungern ihren Bericht abgaben
sobald sie sich wieder nach einer Notlage beruhigt hatten.
Während die Gardisten in voller Stärke in Richtung
der brennenden Schreinerei rannten, wurde ich mit festem Griff in die
Schreibstube der Kaserne komplimentiert.
Dort gab ich meinen Bericht ab. Bei meiner ersten Geschichte hatte ich
meine Wunden vergessen und nicht erwähnt, dass ich in den
Kampf eingegriffen hatte, so dass sie recht unglaubwürdig war.
Ich entschuldigte das ganze mit der Aufregung und der genervte Gardist
warf seinen bisherigen Bericht in den Müll. Dabei fielen ihm
endlich meine Stichwunden auf und er verarztete mich. Ich war
überrascht wie professionell er dabei vorging. Dann begann ich
noch einmal mit dem richtigen Bericht:
Ich erzählte wie ich im Auftrag der Travia Kirche den
Schiedsrichter suchen und zu dem Spielablauf befragen sollte. Wie ich
vor seinem Haus ein paar Gestalten gesehen hatte, die sich gegenseitig
Kommandos in klar tobrischem Akzent zuriefen und dann Laternen durch
die Fenster warfen.
Ich erzählte wie der Schiedsrichter mit einem Bild unter dem
Arm aus dem Haus stürmte, dieses fallen ließ und
sich auf die Brandstifter stürzte. Ich eilte ihm zu Hilfe und
trug dabei zahlreiche Stichwunden davon, bevor ich floh um die
Stadtwache zu holen. Ich entkam nur weil ein Mann mit einer
Holzfälleraxt wütend aus einer Seitengasse
stürmte der laut „Elende Brandstifter!“
rief und in den Kampf eingriff.
Leider konnte ich ihn nicht genauer beschreiben, denn ich war zu sehr
mit wegrennen, ähm... meinem eigenen taktischen
Rückzug beschäftigt gewesen.
Bis ich fertig war kamen schon die ersten Gardisten zurück.
Man hatte das Feuer löschen können, aber die beiden
Nachbarhäuser waren schwer beschädigt worden. Man
hatte die Leiche des Schiedsrichters und das Bild der tobrischen
Hauptstadt geborgen. Einige Leichen waren gefunden worden, zum
Glück war keiner meiner Gefährten dabei.
Auf meinen Hinweis hin fanden die Gardisten die
Banden-Tätowierungen. Ich konnte klar erkennen, dass die
Gardisten alles andere als erfreut waren, dass die Tobrier hinter allem
stecken sollten. Sie hatten überhaupt keine Lust sich mit
dieser gefährlichen Bande anzulegen.
Ich ging zurück zur Villa Dreicher und warf mich aufs Bett.
Meine Gefährten waren zu der Zeit noch nicht zurück,
aber ich machte mir da nur wenig Sorgen.
Wie mir der junge Sohn der Dreichers ausführlich
erzählte, war Rodrigo beim Training der Honinger
Wölfe Nachmittags recht erfolgreich und zog
anschließend mit Neowen ab.
11. Praios 1030 BF
Nach einem erholsamen Schlaf trafen kurz nach dem
Frühstück die anderen ein. Niam und Raun hatten den
Tobrier gefangen genommen den Raun mit einem Tanzzauber erwischt hatte.
In der Wohnung des toten Heilers hatten sie ihn dann befragt. Die
Tobrier verfügten über eine Mannstärke von
über zwei Dutzend. Ihr Anführer war „der
Fürst“, das Hauptquartier im
„Fröhlichen Henker“.
Sie hatten von ihm ein schriftliches Geständnis eingeholt und
dann war er über Nacht irgendwie aus Versehen gestorben.
Nichts davon kam mir irgendwie verwertbar vor. Während sie
noch bei ihrem Bericht waren, stürmte der junge Dreicher
herein und wedelte mit einem Zettel. Er informierte uns aufgeregt, dass
das Maskotchen der Honinger Wölfe, der liebenswerte alte Wolf
Bannuk entführt worden sei. Ich täuschte recht
erfolgreich Überraschung vor, aber Raun wurde
plötzlich rot und konnte nur noch stammelnd antworten. Ich
konnte den Jungen mit viel Mühe überzeugen, dass Raun
nichts über Bannucks Schicksal wusste sondern nur
über die Entführung über alle
Maßen empört war.
Rodrigo brachte am Vormittag die Armbrust des Tobriers, der
während einem Spiel den Abwehrspieler angeschossen hatte zu
einem örtlichen Waffenhändler. Dieser hatte so ein
Modell noch nie gesehen, aber er konnte den Hersteller anhand des
Handwerkersiegels ermitteln. Ein bekannter Waffenhersteller aus Gareth.
Über den Schiedsrichter fand ich heraus, dass er seit
über einem Jahr in der Stadt war und das es seiner Schreinerei
finanziell nicht gut gegangen war. Er hatte etliche Ausschreibungen und
Aufträge verloren und vermutlich Schulden gehabt.
Außerdem hatte er wie Niam herausfand ebenso wie viele andere
tobrische Händler und Handwerker an die Tobrier Schutzgeld
gezahlt. Wir fanden auch zahlreiche Gaunerzinken als Beweis. Die
Zahlungen wurden vom Vizechef der Tobrier wöchentlich
eingesammelt: Valskurje.
Ich nutzte den Tag um meinen Insektengolem mehrfach durch den
„Lustigen Händler“ fliegen zu lassen. Dort
landete er in jedem Zimmer an der Decke, so dass ich durch seine Augen
beobachten konnte.
Das Hinterzimmer enthielt 5 Stockbetten mit je drei Betten und damit 10
– 15 Schläger in Bereitschaft.
Im oberen Stock fand ich etwas Interessantes: Einen Wachposten vor der
Türe des Fürsten der eine baugleiche Armbrust trug
wie unser garethisches Modell.
Das Beste war ein Raum mit einer offenen Schatulle mit Münzen
und einem Buchhalter der gerade die Einnahmen zählte und in
einem dicken Buch notierte. Vergitterte Fenster und ein Haus voller
gewissenloser Schläger, kein unüberwindbares
Hindernis.
Nachmittags hatten meine Gefährten einiges zu berichten.
Niam wurde von zwei Meuchlern abgefangen und konnte nur durch ihre
schnelle Reaktion entkommen.
Raun geriet während eines Einkaufsbummels beinahe unter die
Räder eines Rinderkarrens. Jemand hatte den armen Tieren die
Schwänze angezündet und sie direkt auf ihn los
gejagt. Allerdings konnte er durch einen eleganten Schritt zur Seite
ausweichen.
Am schlimmsten hatte es Murtakh erwischt. Am Tor zum Mannschaftslager
hatte ein Scharfschütze ihm einen Bolzen aus einer schweren
Armbrust direkt in die Brust gefeuert. Der Täter war unerkannt
entkommen.
Murtakh wurde mit dem noch in ihm steckenden Bolzen zum
Mannschafts-Medikus geschleppt und konnte nur mit Mühe davon
abgehalten werden am nächsten Spiel teilzunehmen. Seiner
Ansicht nach hätte man nicht mal den Bolzen entfernen
müssen.