Einsatzbericht Wiesel; MG 4

(Persönliche Anmerkung:
Ich bin mir nicht sicher für wen ich diese Berichte schreibe. Aber ich denke mir, eines Tages könnte es wichtig werden zu wissen, was wir getan haben und warum. Seit wir vom zweiten Hofmagus Gerdenwald (unter uns sprechen wir von „Mutter Gans“ = MG in Anlehnung an seinen alten Decknamen „Gänsefeder“) requiriert wurden, fühle ich mich unsicher. Bisher hatte ich immer einen offiziellen Dienstherren. Sei es die KGIA die mich zu Xeraan schickte, sei es Xeraan der mich nach Warunk schickte oder der Nekromantenrat der mich nach Yol-Ghurmak schickte. Nun arbeite ich für einen Magier der mir jederzeit sonst was an den Hals hexen könnte. Ohne offiziellen Auftrag, ohne Deckung durch irgendeine Regierung. Nun ja – wir werden sehen was sich daraus ergibt.)

Beginn Bericht

Ende RON 1030 BF, drei Tage nach Rückkehr unserer Gruppe in das bekannte Quartier, besuchte MG uns und ließ sich Bericht erstatten. Habe ihm ordnungsgemäß Meldung gemacht. Jedoch habe ich sowohl Alraun’s Rückfall in seine Menschenschlächterei, sowie Bannwäldner‘s Totenerhebung unerwähnt gelassen.

MG äußerte sich anerkennend. Als Belohnung überließ er uns diverse Nahrungsmittel inklusive Wein, Schnaps und Frischfleisch. Zweifelsohne aus dem Eigentum der Residenz entwendet. Darauf lassen jedenfalls die schlecht entfernten Wappen auf dem Bierfass und die außerordentlich gute Qualität der Waren schließen.

Habe kurz überlegt ob ich diese Nahrungsmittel zur Versorgung der darbenden Bevölkerung dem PERainetempel übergeben soll. Habe jedoch darauf verzichtet um unnötige Streitereien mit dem Barbaren zu vermeiden.

Bekommen bis auf weiteres frei. Sollen uns jedoch zur Verfügung halten.

Dies gibt mir Gelegenheit meine beim letzten Aufenthalt geknüpften Verbindungen zu erneuern und zu vertiefen. Kann mich endlich auch wieder über die aktuellen politischen Ereignisse orientieren.

Zu erfahren, dass die Greifin (Irmenella von Wertlingen, Markgräfin von Greifenfurt) so schwer erkrankt ist, hat mich betrübt. Ich hoffe sie kann sich dazu entschließen sich von den Dienern Bishradiels helfen zu lassen. Die Herrin einer so mächtigen Markgrafschaft ist zu wichtig für das Reich, als dass sie sich der geistigen Verwirrung überlassen könnte.

Dieser Handelskrieg zwischen Al’Anfa und Stoerrebrandt scheint ja immer heiser zu werden. Die armen Bewohner Port Stoerrebrandts. Ich kann mir vorstellen, dass die Al’Anfaner sich nicht gerade rücksichtsvoll benommen haben, bevor die Stadt wieder an die Stoerrebrandt-Allianz viel. Da Stoerrebrandt seine Flotte jetzt jedoch durch Schiffe der bornischen Flotte verstärkt hat, sollten sie da unten den Knechten der schwarzen Beule standhalten können.

Die aktuelle Lage in Gareth ist nach wie vor sehr schwierig seit dem Ende des Jahrs des Feuers. Die Lebensmittel sind knapp und teuer und es herrscht ein mehr oder weniger brüchiger Waffenstillstand zwischen den verschiedenen Mächtegruppen in der Stadt. Mir scheint es als hätte die Stadtgarde die ärmeren und ärmsten Viertel kampflos Verbrecherbanden wir den Almadanern, den Tobriern oder den Harnischmachern überlassen.
Die Stadt gleicht in großen Teilen noch immer einem Trümmerfeld, sei es nun durch die Zerstörung während der Schlacht in den Wolken oder durch die dämonenversuchten Trümmer der abgestürzten fliegenden Dämonenfestung von Galotta.

Die Jungs versuchen sich mittels ihrer „zivilen“ Berufe als Zahnreiser, Schreiber, Schreiner und Tagelöhner was dazu zu verdienen. Am meisten Erfolg hat noch unser Barbar. Murthakh mit seinen Bärenkräften erhält als Träger oder Verlader manchen Heller extra. Außerdem ist seine Verhandlungsmethode, wenn auch ungewöhnlich, ziemlich wirksam. Wer würde schon nein zu seinen Forderungen sagen wenn er am Wams gepackt und einarmig in die Höhe gehalten wird? Zum Glück übertreibt er’s nicht und bleibt mit seinen Forderungen im Rahmen dessen was ich ihm geraten habe.

Bannwäldner und Alraun scheinen sich gut zu verstehen. Wenn ich das Gehörte richtig verstanden habe, wollen sie ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt starten. Muss noch herausfinden um was es dabei geht.
Jeder geht auch seinen eigenen Interessen nach.
Bannwäldner hat anscheinend etwas mit seinem Stab vor. Sitzt stundenlang da und murmelt irgendwelche Formeln auf Bosparano. Leider ist mein Bosparano nicht gut genug um alles zu verstehen. Irgendwie scheint es um die Eigenschaften seines Magierstabes als Fokus zu gehen.
Auch Alraun tut wieder heimlich. Da ist es mir bisher nicht gelungen näher heran zu kommen. Er ist von Natur aus deutlich misstrauischer und vorsichtiger als Rodrik. Rührt wahrscheinlich von seiner früheren Tätigkeit als „Vampir von Gareth“ her.

Anfang EFFerd stand MG plötzlich wieder vor uns. Das geht mir auf die Nerven. Nie sieht man ihn kommen. Wenn er jetzt auch noch lernen könnte sich lautlos zu bewegen, wäre er ein fürchterlicher Meuchler. Hat mich zwar einiges an Zeit gekostet, aber es ist mir gelungen sämtliche Türen und Fenster im Untergeschoß so zu manipulieren, dass sie ein leises Knarren von sich geben. So bekomme ich wenigstens mit wenn er das Haus betritt. Wäre peinlich wenn er unbemerkt neben uns stünde während wir irgendetwas planen sollten das seinen Absichten zuwider läuft.
 
Sieht ziemlich schlecht aus der alte Knabe. Sichtlich übermüdet. Das ist schlecht. Übermüdete Leute machen Fehler. Führungsoffiziere dürfen keine Fehler machen. Ich muss aufpassen was er uns anweist. Wenn ich das Gefühl habe, dass uns das ins Verderben treibt, muss ich entsprechende Maßnahmen ergreifen. Nur gut das ich mein Notgepäck schon bereit gelegt habe und jederzeit verschwinden kann.

Er hat einen neuen Auftrag für uns.

Da hat jemand ein Schneiderlein ermordet und wir sollen uns vom Zunftmeister anheuern lassen das aufzuklären. Offenbar will dieser Psidian Schneiderkötter das ganze erstmal unter der Decke halten. Er sorgt wohl auch dafür, dass die sowieso vollkommen überforderte Stadtwache erstmal nichts davon erfährt. Hat wohl etwas damit zu tun, dass man darüber Nachdenkt den Stadtrat zu verkleinern und er fürchtet das die Schneider rausfliegen.

MG behauptet er hätte ein ungutes Gefühl bei dieser Sache und will wissen was dahinter steckt. Wenn es nur um gildeninterne Rangeleien, Raubmord oder einen eifersüchtigen Ehemann handelt, ist es ihm egal. Dann sollen wir so verfahren wie wir es für richtig halten. Sollte jedoch mehr dahinter Stecken und Gefahr für Stadt oder Reich daraus erwachsen, haben wir Meldung zu machen und gegebenenfalls erhalten wir dann Unterstützung. Er hätte genug um die Ohren mit den absurd steigenden Kornpreisen und dem Kornkonsortium. Tut sich schwer damit im Konsortium Einfluss zu nehmen um die Preise auf einem vernünftigen Stand zu halten, da das Konsortium von ihrer Majestät abgesegnet wurde.
 
Ist ja lobenswehrt, dass er sich so Sorgen um die Stadt macht – aber man fragt sich natürlich ob der zweite Hofmagus Gareths nicht vielleicht wichtigere Dinge zu tun hätte.
MG empfiehlt uns das Schwert und Panzer aufzusuchen – dort wird wohl der entsprechende Auftrag vergeben.

Der Wirt vom Schwert und Panzer, ein Dobran Umminghausen, hat den Dreh raus! Vernünftiges Bier, überraschend gutes Essen und das Ganze zu akzeptablen Preisen. Hat wohl erkannt, dass sein Laden am besten läuft, wenn er einerseits den Städtern eine Zentrale bietet wo sie ihre Aufträge loswerden können und anderseits in die Stadt kommenden Abenteurern und Glücksrittern eine Anlaufpunkt bietet wo sie sich was gönnen können und gleichzeitig neue Möglichkeiten zum Geld verdienen finden. Könnte selbst mal so ein Glücksritter gewesen sein – jedenfalls hat er genug Narben und ein Bein fehlt.
Er kommt nach dem Essen tatsächlich auch an unseren Tisch und fragt direkt ob wir was zu tun bräuchten. Macht uns mehrere Vorschläge. Und tatsächlich – der dritte oder vierte ist dann auch unser Schneidermeister. Der bietet 50 Dukaten. Beachtlich! Nehmen den Auftrag an. Ich frage was er als Vermittler davon hat. Er gibt unumwunden zu, dass er 10% Vermittlungsgebühr von den Auftraggebern kassiert. Von PHEx gesegnet der Mann. Würde er Vermittlungsgebühr von den Auftragnehmern kassieren wollen, kämen wohl bald nur noch die ganz Verzweifelten zu ihm. Mögen PHEx und HESinde uns diesen Mann und seine Taverne noch möglichst lange erhalten!

Er schickt uns ins Zunfthaus der Schneider. Das ist, neben einigen anderen, im INGerimmtempel ein paar Straßen weiter untergebracht. Dort angekommen werden wir auch gleich zum Zunftmeister Schneiderkötter weiter gereicht nachdem wir den Auftrag vorgezeigt haben.
Der Zunftmeister Psidian Schneiderkötter sieht auch genauso aus wie man sich so ein Schneiderlein vorstellt. Nicht allzu groß oder kräftig gebaut. Kurzsichtiges Blinzeln durch eine Brille, grauhaarig, runzelig. Nach vorne gebeugte Haltung, Als ob die schwere Zunftkette ihn nach unten ziehen würde. Maßgeschneiderte Klamotten aus gutem, aber nicht zu edlem Stoff. Den würde man auch in einer Menschenmenge sofort als Schneider erkennen.
Wir stellen uns mit unseren garether Tarnnamen vor und zeigen den Auftrag vor den er bei Umminghausen hinterlegt hatte.

Er erzählt uns, dass das Zunftmitglied Herlund Ferdoker heute Morgen von seiner Gesellin tot aufgefunden wurde. Offensichtlich mit der eigenen Schneiderschere erstochen! Sollen das schnellstmöglich aufklären. Es gehe um die Ehre und das Ansehen der Zunft! Auch sei die Sache von politischer Brisanz, da vor allem die Lederer versuchen würden die derzeitige Diskussion um eine Verkleinerung des Heldenrates zu nutzten, ihn um seinen Sitz im Rat zu bringen. Er vermutet Raubmord. Wir bekommen dafür 50 Dukaten. Zwanzig jetzt – den Rest bei Übergabe des Mörders inklusive eindeutiger Beweise. Er will diesen dann selbst den zuständigen Behörden überstellen.

Er möchte bei jedem Ermittlungserfolg verständigt werden. Nicht durch Boten, sondern persönlich. Entweder hier, oder wenn er nicht hier anzutreffen sei, bei sich daheim. Dafür gibt er uns seine Privatadresse.
Er erzählt uns noch, dass der getötete Schneidermeister zwei Gesellen, sowie zwei Lehrlinge hatte. Diese seien zur Zeit im Stadthaus der Zunft hier in der Nähe.
Ich überrede den Zunftmeister uns ein Schreiben auszustellen mit dem wir uns vor seinen Zunftangehörigen ausweisen können. Meist sind Handwerksmeister und andere Angehörige der Zünfte Außenstehenden gegenüber recht zugeknöpft. Da brauchen wir was, womit wir sie überzeugen können, dass sie mit uns zu reden haben.

Herr Schneiderkötter erzählt uns noch, dass Herlund Ferdoker Mitte 30 war, und sein Leichnam in den nahegelegenen BORontempel Schwarzes Licht gebracht wurde. Er war ohne Familie oder andere nähere Verwandtschaft.
Nachdem Schneiderkötter uns noch den Schlüssel für Ferdokers Haus und Werkstatt gegeben hat, marschieren wir zum Zunfthaus. Dort weisen wir uns kurz aus und werden gleich zu Ferdoker‘s Angestellten geführt. Da finden wir dann die vier von Schneiderkötter beschriebenen traurigen Gestalten vor.

Als erstes sei da der Geselle Arolax, Sohn des Gumbeorn. Natürlich ein Zwerg. Von Gestalt und dem Beruf her würde ich ihn für einen Erz- oder Brilliantzwerg halten. Hat zwar bereits die Meisterprüfung abgelegt, arbeitet jedoch vorerst als Meistergeselle weiter.
Dann wäre da die zweite Gesellin Maline Ochsenbrander zu nennen. Eine recht hübsche junge Frau, ungefähr in der Mitte der Zwanzig, blond, Stupsnäschen. Verweinte Augen und ziemlich in sich zusammengesunken.
Danach kommt Fredo, mit ungefähr 14 Jahren steht er kurz vor seiner Gesellenprüfung. Scheint ziemlich verschüchtert durch die Ereignisse. Ebenso verheulte Augen. Kein Wunder – er muss sich jetzt schnell einen neuen Lehrherren suchen um die Gesellenprüfung ablegen zu können. Sollte aber wohl mit Hilfe der Zunft kein größeres Problem darstellen – schließlich hat er sein Lehrgeld bezahlt.
Als letztes gibt es da noch den Lehrjungen Dappert. So etwa 12 Lenze alt. Drückt sich mit zitterndem Kinn in ein Eck und versucht sich unsichtbar zu machen. Würde wahrscheinlich am liebsten auch noch heulen.

Wie auf dem Weg hierher von mir vorgeschlagen, werden die vier erstmal in unterschiedliche Räume gebracht. Waren sowieso schon zulange unbeobachtet zusammen und hatten Gelegenheit sich abzusprechen. Während die Jungs die anderen 3 verteilen, bleibe ich mit der Ochsenbrander hier. Setze mich zu ihr und beginne beruhigend auf sie einzusprechen. Als die anderen wieder versammelt sind, fange ich behutsam ihr Fragen zu stellen. Sie ist natürlich ganz aufgelöst und springt gleich von meiner Frage zu „und da habe ich ihn gefunden“. Das geht ein paarmal so. Als sich Murthakh versucht einzumischen, weise ich ihn scharf zurecht. Und wieder ist Maline zurück auf Punkt Null! Wieder versuche ich geduldig ihr gut zureden. Da mischt sich Rodrik ein! Und wieder zurück zu Punkt null! Verdammt! So wird das nichts! Kurzerhand schmeiße ich die Männer raus – die sollen vor der Tür warten. Brummelnd trotten sie aus dem Zimmer. Hat eigentlich schon was Komisches. Wie eine Bande ausgeschumpfener Lausejungs!

Also nochmal. Mit viel gutem Zureden bringe ich Maline dazu mir das Ganze nochmal zu erzählen. Ich bringe sie immer wieder zurück an den Anfang des heutigen Tages. Langsam scheint die Kleine vertrauen zu mir zu fassen. Nach etlichem Hin und Her springen, Wiederholungen, Kontrollfragen und Aufdecken von Widersprüchen bekomme ich endlich die Wahrheit aus ihr heraus.

Ich fasse das hier mal zusammen:
Es ist tatsächlich so wie ich mir das dachte. Die hübsche kleine Maline hatte ein Verhältnis mit ihrem nur zehn Jahre älteren Arbeitgeber. Natürlich hoffte sie darauf, dass er schlussendlich den TRAviabund mit ihr eingehen würde.

Gestern Abend hatte sie, wie meist, als Letzte ihrem Meister geholfen die Werkstatt zu schließen und die Läden vor die Fenster zu legen. Dann huldigten sie eine Zeitlang RAHja. Wie immer ging sie so gegen die 11. Stunde, da keiner merken sollte, was die zwei da trieben. Armes Ding – warum meinen die Mädchen bloß immer die Leute um sie rum wären alle blind und taub? Zu diesem Zeitpunkt schloss Ferdoker gut gelaunt die Tür hinter ihr.
Heute Morgen kam sie, wie gewohnt zum Sonnenaufgang zur Werkstatt. Gewöhnlich ist dann schon auf – das heißt die Tür zur Werkstatt, der gleichzeitig Verkaufsraum ist, steht offen damit potentielle Kunden sehen dass hier gearbeitet wird.
Als Maline heute Morgen kam, stand die Tür jedoch nur einen Spalt offen! Das fand sie ungewöhnlich. Sie trat ein und sah ihren Meister vor dem Schneidertisch am Boden liegen. Er lag ausgestreckt, die Hände um die Schere in seiner Brust gekrampft, in einer großen Blutlache. Sie ist dann hin und hat ihm an den Hals gefasst. Der war kalt. Folglich musste der Tote schon längere Zeit da liegen.
Sie erzählte mir auch, dass es viele lukrative Aufträge gab, Ferdoker die Geschäfte alleine führte und daher viel Schreibarbeit leisten musste. Den Schlüssel für seinen Tresor trug er stets, sogar im Bette, an einem Kettchen um den Hals.

Die einzigen Probleme von denen Maline weiß, sind
•    Der Edle Arnulf von Weiringhaus, der große Ansprüche hat, sich oft beschwert, jedoch nur sehr säumig zahlt. Ungehobelter Bursche.
•    Der Lederermeister Bosper Fassbauch. Dieser beschuldigte Ferdoker in seinem Handwerk als Sarbalger (Hersteller von Tuch- und Lederrüstungen) zu wildern. Davon weiß sie aber nichts.

Da nichts weiter aus dem Mädchen heraus zu bekommen ist, schicke ich sie nach Hause. Natürlich mit dem Hinweis, dass wir sie vielleicht nochmal befragen müssen und sie sich bitte bereithalten soll.
Draußen finde ich einen leeren Gang vor. Wo sind die Burschen? Vermutlich stellen sie wieder irgendwo Blödsinn an, bedrohen oder foltern einen der armen Zeugen!
Ein Diener kann mir sagen, dass die vier das Haus verlassen haben. Soweit er das verstanden hat, sind sie auf die Idee gekommen, dass es von Vorteil sein könnte wenn man vor Befragung der Zeugen Tatort und Leiche untersucht.

Schnell eile ich, der Beschreibung folgend, zur Werkstatt des Ermordeten. Dort treffe ich die Viererbande auch an. Sie sind eben fertig geworden.
Offensichtlich hat niemand die Tür mit Gewalt geöffnet. Ich kann auch keine Spur eines Dietrichs oder dergleichen am Schloss entdecken. Daher muss die Tür also mit dem dafür vorgesehenen Schlüssel geöffnet worden sein. Erst später denke ich an die Möglichkeit, dass das Schloss vielleicht mit Magie geöffnet worden sein könnte. Das müssen unsere zwei Magii noch einmal untersuchen. Auch müssen wir Maline und die anderen noch fragen, ob der Schlüssel zur Werkstatt im Schloss gesteckt hat.
Wir finden keine großen Kampfspuren. Der Schreibtisch des Schneiderleins ist sehr unordentlich. Vielleicht hat da jemand etwas gesucht?
Im Schlafzimmer findet sich ein benutztes Bett und im Nachttisch ein eingebauter Tresor. Meine sauberen Freunde bekamen ihn jedoch nicht auf. Sämtliche Läden im Hause sind noch immer geschlossen – wie von Maline berichtet. Außer bei einem Fenster in der Wohnstube im ersten Stock. Dort sind die Fensterläden offen und eine Scheibe ausgeschlagen! Dieses Fenster geht in Richtung der Gasse auf, in die sich auch die Haustür öffnet.
An Hand der Splitter kommen wir zum Schluss, dass das Fenster bei geöffneten Läden mit einem harten Gegenstand, einem Besenstiel, Krug, Dolchknauf oder dergleichen eingeschlagen worden ist.
Da sich überall im Hause leicht transportierbare Gegenstände von Wert finden, ist ein Raubmord eigentlich auszuschließen.
In der Werkstatt hatten sie unter einer Bodendiele – ein Hurra auf die Zuverlässigkeit der Handwerker! Du kannst die in neun von zehn Fällen sicher sein, irgendetwas von Wert unter einer gelösten Bodendiele der Werkstatt zu finden! – Schnitte und weiches Leder gefunden. Dieses ist teilweise schon zurecht geschnitten. Unschwer zu erkennen, dass daraus eine Lederrüstung werden sollte. Bosper Fassbauch hatte also doch Recht mit seinem Verdacht!
Alraun stellt bei seinen Untersuchungen zusätzlich fest, dass sämtliche Werkzeuge des Schneiders mit dem Stempel „W.K.“ gekennzeichnet waren. Rodrigo erkennt diesen sofort als Herstellerprägung. Damit kennzeichnen Handwerker die von ihnen hergestellten Werkzeuge. Er ist sich auch sicher, hier Scheren, Lochzangen usw. von sehr guter Qualität vor sich zu haben.

Da hier erstmal nichts mehr zu holen ist – an Informationen – schließen wir wieder ab und begeben uns zum BORontempel Tempel des Schwarzen Lichts.

Auch dort hilft uns der Schrieb Schneiderkötters ohne Probleme zum toten Ferdoker zu gelangen. Er liegt ausgezogen und gewaschen auf einer Bahre. Alraun braucht nicht viel untersuchen. Die Hände zeigen deutliche Schnitte und Verletzungen – ergo hat sich Ferdoker versucht zu verteidigen. Die Wunde über dem Herzen zeigt das typisch unsymmetrisch ovale Profil einer einzelnen Scherenklinge. Auf Anfrage bekommen wir auch seine Habseligkeiten ausgehändigt. Es ist alles noch da. Geldbeutel, Ring, Kettchen mit Tresorschlüssel. Somit steht unwiderruflich fest: der von Meister Schneiderkötter vermutete Raubmord ist auszuschließen! Die Tatwaffe beweist, der Mörder ist eindeutig bei den Schneidern zu suchen! Das wird dem Zunftmeister mit Sicherheit nicht gefallen! Wir müssen uns gut überlegen, was wir diesem in unserem ersten Bericht erzählten. Vielleicht kommt er auf die Idee den Mord zu vertuschen. Wahrscheinlich findet sich der Übeltäter in seiner eigenen Zunft. Eventuell ein Konkurrent? Vielleicht war er es sogar selbst gewesen?
Wir bekomemen auch die Mordwaffe. Eine normale Schneiderschere – jedoch ohne(!) Herstellerstempel! Dies ist demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit die persönliche Schere eines anderen Schneiders.
Rodrigo kann den zuständigen BORoni davon überzeugen uns die Sachen des Toten sowie die Schere anzuvertrauen.
Sehr gut. Das gibt unseren zwei Magii die Gelegenheit die Schere als Fokus zur Suche nach dem Besitzer zu nutzen. Sicherlich können diese beiden Gelehrten zusammen irgendetwas machen, um eine Verbindung zum Eigentümer der Mordwaffe herzustellen. Da diese Schere sicherlich täglich genutzt wurde, hat sich vielleicht die persönliche Aura aufgeprägt oder sowas.

Vorläufiges Ende Einsatzbericht Wiesel; MG 4.

P.S.
Ich muss meine Fühler ausstrecken. Vielleicht findet sich ja noch jemand aus meinem alten Wirkungskreis. Ich muss es irgendwie hin bekommen, dass die Haar- und Blutproben die MG von mir genommen hat, ausgetauscht werden. Fühle mich sehr unsicher und verwundbar solange MG diese Foki besitzt. Was mit den anderen passiert ist mir egal. Naja – vielleicht wäre es gut wenn ich auch an ihre heran käme. Insbesondere gegenüber den beiden Magii hätte ich dann einen ordentlichen Trumpf in der Hand, da die wissen was man damit alles anstellen kann.