Einsatzbericht Wiesel; MG 4
(Persönliche Anmerkung:
Ich bin mir nicht sicher für wen ich diese Berichte schreibe.
Aber ich denke mir, eines Tages könnte es wichtig werden zu
wissen, was wir getan haben und warum. Seit wir vom zweiten Hofmagus
Gerdenwald (unter uns sprechen wir von „Mutter
Gans“ = MG in Anlehnung an seinen alten Decknamen
„Gänsefeder“) requiriert wurden,
fühle ich mich unsicher. Bisher hatte ich immer einen
offiziellen Dienstherren. Sei es die KGIA die mich zu Xeraan schickte,
sei es Xeraan der mich nach Warunk schickte oder der Nekromantenrat der
mich nach Yol-Ghurmak schickte. Nun arbeite ich für einen
Magier der mir jederzeit sonst was an den Hals hexen könnte.
Ohne offiziellen Auftrag, ohne Deckung durch irgendeine Regierung. Nun
ja – wir werden sehen was sich daraus ergibt.)
Beginn Bericht
Ende RON 1030 BF, drei Tage nach Rückkehr unserer Gruppe in
das bekannte Quartier, besuchte MG uns und ließ sich Bericht
erstatten. Habe ihm ordnungsgemäß Meldung gemacht.
Jedoch habe ich sowohl Alraun’s Rückfall in seine
Menschenschlächterei, sowie Bannwäldner‘s
Totenerhebung unerwähnt gelassen.
MG äußerte sich anerkennend. Als Belohnung
überließ er uns diverse Nahrungsmittel inklusive
Wein, Schnaps und Frischfleisch. Zweifelsohne aus dem Eigentum der
Residenz entwendet. Darauf lassen jedenfalls die schlecht entfernten
Wappen auf dem Bierfass und die außerordentlich gute
Qualität der Waren schließen.
Habe kurz überlegt ob ich diese Nahrungsmittel zur Versorgung
der darbenden Bevölkerung dem PERainetempel übergeben
soll. Habe jedoch darauf verzichtet um unnötige Streitereien
mit dem Barbaren zu vermeiden.
Bekommen bis auf weiteres frei. Sollen uns jedoch zur
Verfügung halten.
Dies gibt mir Gelegenheit meine beim letzten Aufenthalt
geknüpften Verbindungen zu erneuern und zu vertiefen. Kann
mich endlich auch wieder über die aktuellen politischen
Ereignisse orientieren.
Zu erfahren, dass die Greifin (Irmenella von Wertlingen,
Markgräfin von Greifenfurt) so schwer erkrankt ist, hat mich
betrübt. Ich hoffe sie kann sich dazu entschließen
sich von den Dienern Bishradiels helfen zu lassen. Die Herrin einer so
mächtigen Markgrafschaft ist zu wichtig für das
Reich, als dass sie sich der geistigen Verwirrung überlassen
könnte.
Dieser Handelskrieg zwischen Al’Anfa und Stoerrebrandt
scheint ja immer heiser zu werden. Die armen Bewohner Port
Stoerrebrandts. Ich kann mir vorstellen, dass die Al’Anfaner
sich nicht gerade rücksichtsvoll benommen haben, bevor die
Stadt wieder an die Stoerrebrandt-Allianz viel. Da Stoerrebrandt seine
Flotte jetzt jedoch durch Schiffe der bornischen Flotte
verstärkt hat, sollten sie da unten den Knechten der schwarzen
Beule standhalten können.
Die aktuelle Lage in Gareth ist nach wie vor sehr schwierig seit dem
Ende des Jahrs des Feuers. Die Lebensmittel sind knapp und teuer und es
herrscht ein mehr oder weniger brüchiger Waffenstillstand
zwischen den verschiedenen Mächtegruppen in der Stadt. Mir
scheint es als hätte die Stadtgarde die ärmeren und
ärmsten Viertel kampflos Verbrecherbanden wir den Almadanern,
den Tobriern oder den Harnischmachern überlassen.
Die Stadt gleicht in großen Teilen noch immer einem
Trümmerfeld, sei es nun durch die Zerstörung
während der Schlacht in den Wolken oder durch die
dämonenversuchten Trümmer der abgestürzten
fliegenden Dämonenfestung von Galotta.
Die Jungs versuchen sich mittels ihrer „zivilen“
Berufe als Zahnreiser, Schreiber, Schreiner und Tagelöhner was
dazu zu verdienen. Am meisten Erfolg hat noch unser Barbar. Murthakh
mit seinen Bärenkräften erhält als
Träger oder Verlader manchen Heller extra. Außerdem
ist seine Verhandlungsmethode, wenn auch ungewöhnlich,
ziemlich wirksam. Wer würde schon nein zu seinen Forderungen
sagen wenn er am Wams gepackt und einarmig in die Höhe
gehalten wird? Zum Glück übertreibt er’s
nicht und bleibt mit seinen Forderungen im Rahmen dessen was ich ihm
geraten habe.
Bannwäldner und Alraun scheinen sich gut zu verstehen. Wenn
ich das Gehörte richtig verstanden habe, wollen sie ein
gemeinschaftliches Forschungsprojekt starten. Muss noch herausfinden um
was es dabei geht.
Jeder geht auch seinen eigenen Interessen nach.
Bannwäldner hat anscheinend etwas mit seinem Stab vor. Sitzt
stundenlang da und murmelt irgendwelche Formeln auf Bosparano. Leider
ist mein Bosparano nicht gut genug um alles zu verstehen. Irgendwie
scheint es um die Eigenschaften seines Magierstabes als Fokus zu gehen.
Auch Alraun tut wieder heimlich. Da ist es mir bisher nicht gelungen
näher heran zu kommen. Er ist von Natur aus deutlich
misstrauischer und vorsichtiger als Rodrik. Rührt
wahrscheinlich von seiner früheren Tätigkeit als
„Vampir von Gareth“ her.
Anfang EFFerd stand MG plötzlich wieder vor uns. Das geht mir
auf die Nerven. Nie sieht man ihn kommen. Wenn er jetzt auch noch
lernen könnte sich lautlos zu bewegen, wäre er ein
fürchterlicher Meuchler. Hat mich zwar einiges an Zeit
gekostet, aber es ist mir gelungen sämtliche Türen
und Fenster im Untergeschoß so zu manipulieren, dass sie ein
leises Knarren von sich geben. So bekomme ich wenigstens mit wenn er
das Haus betritt. Wäre peinlich wenn er unbemerkt neben uns
stünde während wir irgendetwas planen sollten das
seinen Absichten zuwider läuft.
Sieht ziemlich schlecht aus der alte Knabe. Sichtlich
übermüdet. Das ist schlecht.
Übermüdete Leute machen Fehler.
Führungsoffiziere dürfen keine Fehler machen. Ich
muss aufpassen was er uns anweist. Wenn ich das Gefühl habe,
dass uns das ins Verderben treibt, muss ich entsprechende
Maßnahmen ergreifen. Nur gut das ich mein Notgepäck
schon bereit gelegt habe und jederzeit verschwinden kann.
Er hat einen neuen Auftrag für uns.
Da hat jemand ein Schneiderlein ermordet und wir sollen uns vom
Zunftmeister anheuern lassen das aufzuklären. Offenbar will
dieser Psidian Schneiderkötter das ganze erstmal unter der
Decke halten. Er sorgt wohl auch dafür, dass die sowieso
vollkommen überforderte Stadtwache erstmal nichts davon
erfährt. Hat wohl etwas damit zu tun, dass man
darüber Nachdenkt den Stadtrat zu verkleinern und er
fürchtet das die Schneider rausfliegen.
MG behauptet er hätte ein ungutes Gefühl bei dieser
Sache und will wissen was dahinter steckt. Wenn es nur um gildeninterne
Rangeleien, Raubmord oder einen eifersüchtigen Ehemann
handelt, ist es ihm egal. Dann sollen wir so verfahren wie wir es
für richtig halten. Sollte jedoch mehr dahinter Stecken und
Gefahr für Stadt oder Reich daraus erwachsen, haben wir
Meldung zu machen und gegebenenfalls erhalten wir dann
Unterstützung. Er hätte genug um die Ohren mit den
absurd steigenden Kornpreisen und dem Kornkonsortium. Tut sich schwer
damit im Konsortium Einfluss zu nehmen um die Preise auf einem
vernünftigen Stand zu halten, da das Konsortium von ihrer
Majestät abgesegnet wurde.
Ist ja lobenswehrt, dass er sich so Sorgen um die Stadt macht
– aber man fragt sich natürlich ob der zweite
Hofmagus Gareths nicht vielleicht wichtigere Dinge zu tun
hätte.
MG empfiehlt uns das Schwert und Panzer aufzusuchen – dort
wird wohl der entsprechende Auftrag vergeben.
Der Wirt vom Schwert und Panzer, ein Dobran Umminghausen, hat den Dreh
raus! Vernünftiges Bier, überraschend gutes Essen und
das Ganze zu akzeptablen Preisen. Hat wohl erkannt, dass sein Laden am
besten läuft, wenn er einerseits den Städtern eine
Zentrale bietet wo sie ihre Aufträge loswerden können
und anderseits in die Stadt kommenden Abenteurern und
Glücksrittern eine Anlaufpunkt bietet wo sie sich was
gönnen können und gleichzeitig neue
Möglichkeiten zum Geld verdienen finden. Könnte
selbst mal so ein Glücksritter gewesen sein –
jedenfalls hat er genug Narben und ein Bein fehlt.
Er kommt nach dem Essen tatsächlich auch an unseren Tisch und
fragt direkt ob wir was zu tun bräuchten. Macht uns mehrere
Vorschläge. Und tatsächlich – der dritte
oder vierte ist dann auch unser Schneidermeister. Der bietet 50
Dukaten. Beachtlich! Nehmen den Auftrag an. Ich frage was er als
Vermittler davon hat. Er gibt unumwunden zu, dass er 10%
Vermittlungsgebühr von den Auftraggebern kassiert. Von PHEx
gesegnet der Mann. Würde er Vermittlungsgebühr von
den Auftragnehmern kassieren wollen, kämen wohl bald nur noch
die ganz Verzweifelten zu ihm. Mögen PHEx und HESinde uns
diesen Mann und seine Taverne noch möglichst lange erhalten!
Er schickt uns ins Zunfthaus der Schneider. Das ist, neben einigen
anderen, im INGerimmtempel ein paar Straßen weiter
untergebracht. Dort angekommen werden wir auch gleich zum Zunftmeister
Schneiderkötter weiter gereicht nachdem wir den Auftrag
vorgezeigt haben.
Der Zunftmeister Psidian Schneiderkötter sieht auch genauso
aus wie man sich so ein Schneiderlein vorstellt. Nicht allzu
groß oder kräftig gebaut. Kurzsichtiges Blinzeln
durch eine Brille, grauhaarig, runzelig. Nach vorne gebeugte Haltung,
Als ob die schwere Zunftkette ihn nach unten ziehen würde.
Maßgeschneiderte Klamotten aus gutem, aber nicht zu edlem
Stoff. Den würde man auch in einer Menschenmenge sofort als
Schneider erkennen.
Wir stellen uns mit unseren garether Tarnnamen vor und zeigen den
Auftrag vor den er bei Umminghausen hinterlegt hatte.
Er erzählt uns, dass das Zunftmitglied Herlund Ferdoker heute
Morgen von seiner Gesellin tot aufgefunden wurde. Offensichtlich mit
der eigenen Schneiderschere erstochen! Sollen das
schnellstmöglich aufklären. Es gehe um die Ehre und
das Ansehen der Zunft! Auch sei die Sache von politischer Brisanz, da
vor allem die Lederer versuchen würden die derzeitige
Diskussion um eine Verkleinerung des Heldenrates zu nutzten, ihn um
seinen Sitz im Rat zu bringen. Er vermutet Raubmord. Wir bekommen
dafür 50 Dukaten. Zwanzig jetzt – den Rest bei
Übergabe des Mörders inklusive eindeutiger Beweise.
Er will diesen dann selbst den zuständigen Behörden
überstellen.
Er möchte bei jedem Ermittlungserfolg verständigt
werden. Nicht durch Boten, sondern persönlich. Entweder hier,
oder wenn er nicht hier anzutreffen sei, bei sich daheim.
Dafür gibt er uns seine Privatadresse.
Er erzählt uns noch, dass der getötete
Schneidermeister zwei Gesellen, sowie zwei Lehrlinge hatte. Diese seien
zur Zeit im Stadthaus der Zunft hier in der Nähe.
Ich überrede den Zunftmeister uns ein Schreiben auszustellen
mit dem wir uns vor seinen Zunftangehörigen ausweisen
können. Meist sind Handwerksmeister und andere
Angehörige der Zünfte Außenstehenden
gegenüber recht zugeknöpft. Da brauchen wir was,
womit wir sie überzeugen können, dass sie mit uns zu
reden haben.
Herr Schneiderkötter erzählt uns noch, dass Herlund
Ferdoker Mitte 30 war, und sein Leichnam in den nahegelegenen
BORontempel Schwarzes Licht gebracht wurde. Er war ohne Familie oder
andere nähere Verwandtschaft.
Nachdem Schneiderkötter uns noch den Schlüssel
für Ferdokers Haus und Werkstatt gegeben hat, marschieren wir
zum Zunfthaus. Dort weisen wir uns kurz aus und werden gleich zu
Ferdoker‘s Angestellten geführt. Da finden wir dann
die vier von Schneiderkötter beschriebenen traurigen Gestalten
vor.
Als erstes sei da der Geselle Arolax, Sohn des Gumbeorn.
Natürlich ein Zwerg. Von Gestalt und dem Beruf her
würde ich ihn für einen Erz- oder Brilliantzwerg
halten. Hat zwar bereits die Meisterprüfung abgelegt, arbeitet
jedoch vorerst als Meistergeselle weiter.
Dann wäre da die zweite Gesellin Maline Ochsenbrander zu
nennen. Eine recht hübsche junge Frau, ungefähr in
der Mitte der Zwanzig, blond, Stupsnäschen. Verweinte Augen
und ziemlich in sich zusammengesunken.
Danach kommt Fredo, mit ungefähr 14 Jahren steht er kurz vor
seiner Gesellenprüfung. Scheint ziemlich
verschüchtert durch die Ereignisse. Ebenso verheulte Augen.
Kein Wunder – er muss sich jetzt schnell einen neuen
Lehrherren suchen um die Gesellenprüfung ablegen zu
können. Sollte aber wohl mit Hilfe der Zunft kein
größeres Problem darstellen –
schließlich hat er sein Lehrgeld bezahlt.
Als letztes gibt es da noch den Lehrjungen Dappert. So etwa 12 Lenze
alt. Drückt sich mit zitterndem Kinn in ein Eck und versucht
sich unsichtbar zu machen. Würde wahrscheinlich am liebsten
auch noch heulen.
Wie auf dem Weg hierher von mir vorgeschlagen, werden die vier erstmal
in unterschiedliche Räume gebracht. Waren sowieso schon
zulange unbeobachtet zusammen und hatten Gelegenheit sich abzusprechen.
Während die Jungs die anderen 3 verteilen, bleibe ich mit der
Ochsenbrander hier. Setze mich zu ihr und beginne beruhigend auf sie
einzusprechen. Als die anderen wieder versammelt sind, fange ich
behutsam ihr Fragen zu stellen. Sie ist natürlich ganz
aufgelöst und springt gleich von meiner Frage zu
„und da habe ich ihn gefunden“. Das geht ein
paarmal so. Als sich Murthakh versucht einzumischen, weise ich ihn
scharf zurecht. Und wieder ist Maline zurück auf Punkt Null!
Wieder versuche ich geduldig ihr gut zureden. Da mischt sich Rodrik
ein! Und wieder zurück zu Punkt null! Verdammt! So wird das
nichts! Kurzerhand schmeiße ich die Männer raus
– die sollen vor der Tür warten. Brummelnd trotten
sie aus dem Zimmer. Hat eigentlich schon was Komisches. Wie eine Bande
ausgeschumpfener Lausejungs!
Also nochmal. Mit viel gutem Zureden bringe ich Maline dazu mir das
Ganze nochmal zu erzählen. Ich bringe sie immer wieder
zurück an den Anfang des heutigen Tages. Langsam scheint die
Kleine vertrauen zu mir zu fassen. Nach etlichem Hin und Her springen,
Wiederholungen, Kontrollfragen und Aufdecken von Widersprüchen
bekomme ich endlich die Wahrheit aus ihr heraus.
Ich fasse das hier mal zusammen:
Es ist tatsächlich so wie ich mir das dachte. Die
hübsche kleine Maline hatte ein Verhältnis mit ihrem
nur zehn Jahre älteren Arbeitgeber. Natürlich hoffte
sie darauf, dass er schlussendlich den TRAviabund mit ihr eingehen
würde.
Gestern Abend hatte sie, wie meist, als Letzte ihrem Meister geholfen
die Werkstatt zu schließen und die Läden vor die
Fenster zu legen. Dann huldigten sie eine Zeitlang RAHja. Wie immer
ging sie so gegen die 11. Stunde, da keiner merken sollte, was die zwei
da trieben. Armes Ding – warum meinen die Mädchen
bloß immer die Leute um sie rum wären alle blind und
taub? Zu diesem Zeitpunkt schloss Ferdoker gut gelaunt die Tür
hinter ihr.
Heute Morgen kam sie, wie gewohnt zum Sonnenaufgang zur Werkstatt.
Gewöhnlich ist dann schon auf – das heißt
die Tür zur Werkstatt, der gleichzeitig Verkaufsraum ist,
steht offen damit potentielle Kunden sehen dass hier gearbeitet wird.
Als Maline heute Morgen kam, stand die Tür jedoch nur einen
Spalt offen! Das fand sie ungewöhnlich. Sie trat ein und sah
ihren Meister vor dem Schneidertisch am Boden liegen. Er lag
ausgestreckt, die Hände um die Schere in seiner Brust
gekrampft, in einer großen Blutlache. Sie ist dann hin und
hat ihm an den Hals gefasst. Der war kalt. Folglich musste der Tote
schon längere Zeit da liegen.
Sie erzählte mir auch, dass es viele lukrative
Aufträge gab, Ferdoker die Geschäfte alleine
führte und daher viel Schreibarbeit leisten musste. Den
Schlüssel für seinen Tresor trug er stets, sogar im
Bette, an einem Kettchen um den Hals.
Die einzigen Probleme von denen Maline weiß, sind
• Der Edle Arnulf von
Weiringhaus, der große Ansprüche hat, sich oft
beschwert, jedoch nur sehr säumig zahlt. Ungehobelter Bursche.
• Der Lederermeister Bosper
Fassbauch. Dieser beschuldigte Ferdoker in seinem Handwerk als
Sarbalger (Hersteller von Tuch- und Lederrüstungen) zu
wildern. Davon weiß sie aber nichts.
Da nichts weiter aus dem Mädchen heraus zu bekommen ist,
schicke ich sie nach Hause. Natürlich mit dem Hinweis, dass
wir sie vielleicht nochmal befragen müssen und sie sich bitte
bereithalten soll.
Draußen finde ich einen leeren Gang vor. Wo sind die
Burschen? Vermutlich stellen sie wieder irgendwo Blödsinn an,
bedrohen oder foltern einen der armen Zeugen!
Ein Diener kann mir sagen, dass die vier das Haus verlassen haben.
Soweit er das verstanden hat, sind sie auf die Idee gekommen, dass es
von Vorteil sein könnte wenn man vor Befragung der Zeugen
Tatort und Leiche untersucht.
Schnell eile ich, der Beschreibung folgend, zur Werkstatt des
Ermordeten. Dort treffe ich die Viererbande auch an. Sie sind eben
fertig geworden.
Offensichtlich hat niemand die Tür mit Gewalt
geöffnet. Ich kann auch keine Spur eines Dietrichs oder
dergleichen am Schloss entdecken. Daher muss die Tür also mit
dem dafür vorgesehenen Schlüssel geöffnet
worden sein. Erst später denke ich an die
Möglichkeit, dass das Schloss vielleicht mit Magie
geöffnet worden sein könnte. Das müssen
unsere zwei Magii noch einmal untersuchen. Auch müssen wir
Maline und die anderen noch fragen, ob der Schlüssel zur
Werkstatt im Schloss gesteckt hat.
Wir finden keine großen Kampfspuren. Der Schreibtisch des
Schneiderleins ist sehr unordentlich. Vielleicht hat da jemand etwas
gesucht?
Im Schlafzimmer findet sich ein benutztes Bett und im Nachttisch ein
eingebauter Tresor. Meine sauberen Freunde bekamen ihn jedoch nicht
auf. Sämtliche Läden im Hause sind noch immer
geschlossen – wie von Maline berichtet. Außer bei
einem Fenster in der Wohnstube im ersten Stock. Dort sind die
Fensterläden offen und eine Scheibe ausgeschlagen! Dieses
Fenster geht in Richtung der Gasse auf, in die sich auch die
Haustür öffnet.
An Hand der Splitter kommen wir zum Schluss, dass das Fenster bei
geöffneten Läden mit einem harten Gegenstand, einem
Besenstiel, Krug, Dolchknauf oder dergleichen eingeschlagen worden ist.
Da sich überall im Hause leicht transportierbare
Gegenstände von Wert finden, ist ein Raubmord eigentlich
auszuschließen.
In der Werkstatt hatten sie unter einer Bodendiele – ein
Hurra auf die Zuverlässigkeit der Handwerker! Du kannst die in
neun von zehn Fällen sicher sein, irgendetwas von Wert unter
einer gelösten Bodendiele der Werkstatt zu finden! –
Schnitte und weiches Leder gefunden. Dieses ist teilweise schon zurecht
geschnitten. Unschwer zu erkennen, dass daraus eine
Lederrüstung werden sollte. Bosper Fassbauch hatte also doch
Recht mit seinem Verdacht!
Alraun stellt bei seinen Untersuchungen zusätzlich fest, dass
sämtliche Werkzeuge des Schneiders mit dem Stempel
„W.K.“ gekennzeichnet waren. Rodrigo erkennt diesen
sofort als Herstellerprägung. Damit kennzeichnen Handwerker
die von ihnen hergestellten Werkzeuge. Er ist sich auch sicher, hier
Scheren, Lochzangen usw. von sehr guter Qualität vor sich zu
haben.
Da hier erstmal nichts mehr zu holen ist – an Informationen
– schließen wir wieder ab und begeben uns zum
BORontempel Tempel des Schwarzen Lichts.
Auch dort hilft uns der Schrieb Schneiderkötters ohne Probleme
zum toten Ferdoker zu gelangen. Er liegt ausgezogen und gewaschen auf
einer Bahre. Alraun braucht nicht viel untersuchen. Die Hände
zeigen deutliche Schnitte und Verletzungen – ergo hat sich
Ferdoker versucht zu verteidigen. Die Wunde über dem Herzen
zeigt das typisch unsymmetrisch ovale Profil einer einzelnen
Scherenklinge. Auf Anfrage bekommen wir auch seine Habseligkeiten
ausgehändigt. Es ist alles noch da. Geldbeutel, Ring, Kettchen
mit Tresorschlüssel. Somit steht unwiderruflich fest: der von
Meister Schneiderkötter vermutete Raubmord ist
auszuschließen! Die Tatwaffe beweist, der Mörder ist
eindeutig bei den Schneidern zu suchen! Das wird dem Zunftmeister mit
Sicherheit nicht gefallen! Wir müssen uns gut
überlegen, was wir diesem in unserem ersten Bericht
erzählten. Vielleicht kommt er auf die Idee den Mord zu
vertuschen. Wahrscheinlich findet sich der Übeltäter
in seiner eigenen Zunft. Eventuell ein Konkurrent? Vielleicht war er es
sogar selbst gewesen?
Wir bekomemen auch die Mordwaffe. Eine normale Schneiderschere
– jedoch ohne(!) Herstellerstempel! Dies ist demnach mit
hoher Wahrscheinlichkeit die persönliche Schere eines anderen
Schneiders.
Rodrigo kann den zuständigen BORoni davon überzeugen
uns die Sachen des Toten sowie die Schere anzuvertrauen.
Sehr gut. Das gibt unseren zwei Magii die Gelegenheit die Schere als
Fokus zur Suche nach dem Besitzer zu nutzen. Sicherlich können
diese beiden Gelehrten zusammen irgendetwas machen, um eine Verbindung
zum Eigentümer der Mordwaffe herzustellen. Da diese Schere
sicherlich täglich genutzt wurde, hat sich vielleicht die
persönliche Aura aufgeprägt oder sowas.
Vorläufiges Ende Einsatzbericht Wiesel; MG 4.
P.S.
Ich muss meine Fühler ausstrecken. Vielleicht findet sich ja
noch jemand aus meinem alten Wirkungskreis. Ich muss es irgendwie hin
bekommen, dass die Haar- und Blutproben die MG von mir genommen hat,
ausgetauscht werden. Fühle mich sehr unsicher und verwundbar
solange MG diese Foki besitzt. Was mit den anderen passiert ist mir
egal. Naja – vielleicht wäre es gut wenn ich auch an
ihre heran käme. Insbesondere gegenüber den beiden
Magii hätte ich dann einen ordentlichen Trumpf in der Hand, da
die wissen was man damit alles anstellen kann.