28. Phex 1031 BF
Vierter Tag in Zweimühlen
In der letzten Nacht hatten wir in der Mühle nachgesehen ob es
dort wirklich spukte. Ich hatte mit einem versteckten Räuber
gerechnet, aber schon deutlich vor Mitternacht erschien eine
durchscheinende Gestalt und begann ihr Weh und Leid zu klagen.
Kopfschüttelnd gingen wir wieder davon. Im Gehen glaubte ich
noch völligen Unglauben über unsere
ungewöhnliche Reaktion im Gesicht des Geistes aufblitzen zu
sehen.
Zur Mittagszeit überredeten ich und Helmbrecht den Wirt der
Mühlenschenke ein wenig Schnaps in das Bier der beiden
Wächter zu kippen, die den Vogt der Stadt immer begleiteten.
Ihm subtil klar zu machen, was wir wollten, hatte sich als
überraschend anstrengend herausgestellt. Subtile Hinweise und
selbst Winken mit dem Zaunpfahl gingen völlig an ihm vorbei.
Erst als Helmbrecht ihm den Zaunpfahl verbal an den Schädel
knallte, schlug er uns das vor, was wir ihm seit zehn Minuten
klarmachen wollten. Meine Einschätzung seiner Intelligenz
schwankt noch zwischen „Gestresst und
übermüdet“ und „Dumm wie
Brot“.
Kaum waren die beiden Wächter am einnicken, verpasste ich
ihnen einen sanften Somnigravis. So würde es ihnen
später nicht als ungewöhnlich auffallen. Und noch
weniger würden sie irgendjemandem erzählen, dass sie
auf Wache eingeschlafen waren.
Zorgan auf unsere Seite zu bringen stellte sich als
überraschend einfach heraus. Er war nicht unloyal wie wir
zuerst dachten. Er stand unerschütterlich loyal zu den
Bürgern der Stadt. Wer über ihm an der Macht
saß, war ihm völlig egal. Hauptsache der Stadt und
ihren Bürgern ging es gut.
Nachdem er vom Eidsegen Helmbrechts und von der Unterstützung
der Geweihten erfuhr, stellte er sich sofort voll auf unsere Seite. Er
lieferte uns am nächsten Tag eine Skizze der Grafenburg ab.
Dazu informierte er uns genau über Position, Bewaffnung und
Anzahl der Wachen.
Wir besprachen diese neuen Informationen später mit der ganzen
Gruppe. Der beste Moment für einen Angriff, würde
mitten in der Nacht sein. Die menschlichen Truppen hatten dann das
Gebäude längst verlassen und nur noch Untote hielten
Wache. Und ein unsichtbarer Karmanath, wie wir aus Zorgans
Beschreibungen von kalten Stellen im Raum erkennen konnten. Die wenigen
menschlichen Diener hatten stabile Türen und Riegel spendiert
bekommen, um sich nachts sicher einschließen zu
können. Zorgan war allerdings etwas genervt, dass er nachts
nicht den Abort aufsuchen konnte.
5 Untote im Erdgeschoss.
2 Untote im Obergeschoss.
Mindestens 2 weitere Untote im Keller.
Die Türe zum Keller ist massiv und abgeschlossen.
Schlüssel haben nur Nekrorius und einer der Diener.
Im Erdgeschoss und Obergeschoss war nicht mit Fallen zu rechnen.
Zordan konnte uns nicht sagen wo sich der fette Ron befand.
Der Geheimgang führte ebenfalls in den Keller. Hier
würden wir mit großer Wahrscheinlichkeit nachts auf
mindestens zwei Untote stoßen. Denn die übrigen
waren dann ja oben im Haus unterwegs.
Wir erfuhren, dass der Mogul in Wirklichkeit normalerweise im ersten
Stock wohnte und wohl auch ganz normal müde wurde und schlief.
Nur manchmal zog er sich für Tage in den Keller
zurück und arbeitete tagelang durch. Die anderen sahen mich
verdutzt an, als ich mir gegen die Stirn schlug. Natürlich.
Das war kein Paktierer. Der Kerl war nur wachtrunksüchtig!
Eine Unart die in Brabak sehr verbreitet war.
Wir besprachen bis tief in die Nacht unsere Taktik. Wir mussten die
ersten Hindernisse unbedingt ausschalten und zum Magier durchbrechen,
bevor er anfangen konnte weitere Dämonen zu rufen oder
irgendwelche Artefakte zu aktivieren.
Helmbrecht ging alleine zu den Freischärlern und schaffte es
ein Bündnis mit Maline Ochsenbrecher und ihrer Bande zu
schließen. Sie würden uns unterstützen und
gingen auch auf seine Bedingung ein, kein Gemetzel anzufangen. Das
Argument, dass wir jeden Mann brauchen würden um die Stadt
gegen weitere Kriegsherren zu verteidigen leuchtete ihr, wenn auch
zähneknirschend, ein.
Wir würden mit dem Ex-Koch, der immer noch in der Blutgrube
arbeitete, die Todesfänger vergiften. Nichts
tödliches, nur ein Mittel das Durchfall und Erbrechen
hervorrief. Sie würden notfalls noch kämpfen
können, aber nur sehr ungern.
Die Rebellen würden sich zwischen dem Grafenschloss und der
Blutgrube platzieren und dort die Todesfänger abfangen, wenn
diese durch einen Alarm aufgeschreckt angerannt kommen sollten.
Zumindest der Teil, der sich vom Abort trennen konnte.
Der Plan sah vor, dass sie sich daraufhin zurückzogen oder
zumindest abwarteten, bis wir den Mogul besiegt hatten und die Macht
übernahmen. Daraufhin war eine Ansprache von Helmbrecht
geplant.
Sollten wir viel Glück haben, dann konnte ich eventuell genug
Astrale Kraft aufsparen um eine Machtdemonstration auf dem Marktplatz
zu veranstalten. Ein sichtbar werdender Zant, den ich mit einer
beiläufigen Geste mit Pentagramma in die Niederhöllen
schleuderte wäre sicherlich beeindruckend. Aber ich rechnete
erstmal damit, dass wir nach dem Kampf mit dem Mogul alles aufwenden
werden mussten, was wir hatten. Gegenüber den
Todesfängern mussten wir dann eher bluffen.
Niam suchte sich dann noch eine Nebentätigkeit im
örtlichen Bordell und schaffte es von Neb und einem seiner
Unterführer diverse Körperflüssigkeiten und
kurze gekräuselte Haare zu besorgen. Wir fragten dann lieber
nicht nach Einzelheiten.