30. Phex 1031 BF
Nachts
Wir hatten nach reiflicher Überlegung den Angriffszeitpunkt
auf 03.00 Uhr morgens gelegt. Die Hundswache. Wir waren ausgeschlafen,
die Söldner dagegen waren erst gerade ins Bett gekrochen.
Davor hatte Raun noch die Ritualkomponenten von Niam benutzt um Zauber
auf Neb und seinen zweiten Unterführer zu legen. Der eine
wurde paranoide, der andere erhielt die Illusion, dass der andere ihn
mit einem Messer anfiel. Die folgende Messerstecherei hatte beide
schwer verletzt und kampfunfähig zurückgelassen. Die
übermüdeten Söldner hatten es zu
spät geschafft sie zu trennen.
Den ersten Unterführer hatte Murthakh ja schon vor einigen
Tagen bei einem Faustkampf in der Blutgrube unter den johlenden Augen
der restlichen Söldner so übel zugerichtet, dass er
noch ein paar Tage das Bett hüten musste. Dementsprechend
waren die wichtigsten Befehlshaber, die nicht auf unserer Seite standen
aus dem Weg geräumt. Stattdessen wollte Radulf Bergdorf, der
Koch und alte Kumpan des Fetten Rons, sein Möglichstes tun um
die Todesfänger am Kämpfen zu hindern.
Wir beschlossen Raun als Reserve zurück zu lassen. Er konnte
notfalls mit seinen Zaubern gegen die Söldner mehr ausrichten
als gegen die Untoten.
Dann ging’s los. Die korpulente Geldverleiherin Pervalia
Hungertuch führte uns zu einem Kornspeicher. Im Keller
öffnete sie eine Geheimtüre. Niam bestand darauf erst
zu testen ob man sie wirklich von innen wieder öffnen konnte,
dann trennten wir uns von der Händlerin und schlichen im Licht
zweier Blendlaternen den Gang entlang. Am Ende ölte Niam erst
die Türe, dann drückte sie den Kopf gegen die
Türe und benutzte den Penetritzel Cantus um hindurch zu sehen.
Auf der anderen Seite sah sie… Dunkelheit.
Sie wirkte einen Silentium und wir drangen in den Keller ein. Dort
standen neben dem Gang nach hinten zwei Ritterrüstungen, in
denen sich Skelette befanden. Durch die Augen meines Golems, sah ich
die Umrisse von Nephazzim darin. Drei Zombies nahmen davor Formation
ein. Die Skelette hoben die Streitkolben um sich damit gegen ihre
Schilde zu schlagen. Nun musste Niam nach vorne, um sie in den Radius
des Silentium zu bringen, den sie aus unerfindlichen Gründen
mit nur drei Schritt Radius gewirkt hatte.
Stattdessen sah ich den Zauber fallen und sie wirkte schnell und
geübt einen neuen mit größerem Radius.
Natürlich war sie trotzdem zu langsam. Zwei laute
Schläge hallten durch die Gänge, dann stand der neue
Silentium. Meine Flüche verhallten lautlos.
Ich versuchte noch die Kontrolle über einen der
Dämonen zu übernehmen, scheiterte aber knapp.
Während die anderen sich in den Kampf warfen, hielt ich den
Gang im Auge und wartete darauf den Magier dort auftauchen zu sehen.
Dann fiel mir etwas ein. Hatte Rodrigo nach unserem Plan nicht die
Aufgabe gehabt die Türe nach oben mit einem Keil zu versperren?
Ich drehte mich zur Türe um und wurde im gleichen Moment
umgerissen, als sich etwas kurz in meinen Arm verbiss, mir den
Magierstab aus der Hand schlug und mich herumschleuderte. Etwas
Unsichtbares. Etwas sehr Kaltes und Unsichtbares. Der verdammte
Karmanath hatte die Zeit genutzt, um durch die offene
Kellertüre herein zu springen und mich anzufallen!
Helmbrecht machte mit seinem Gegner kurzen Prozess und erwischte den
Dämon mit weit ausholenden Schlägen. Als dieser sich
sichtbar machte um uns zu erschrecken, was ihm bei mir ehrlich gesagt
vollkommen gelang, schlug Helmbrecht ihn ohne sichtliche Mühe
in Stücke.
Ich griff mir meinen Zauberstab. Dann rannte ich auf die
Kellertüre zu, durch die eben schon die ersten der Untoten vom
Erdgeschoss hereinkommen wollten. Mein Schutzfeld gegen Untote, das ich
klugerweise in der Kristallkugel in meinem Auge aktiviert hatte, hielt
sie zurück. Niam rannte von hinten noch zusätzlich
gegen mich und zusammen schafften wir es die Zombies zurück zu
drängen und die Türe zu schließen. Bei der
Gelegenheit stellte ich fest, dass das Schutzfeld keine feste
Verbindung zur Kristallkugel herstellte. Sonst hätte mir das
Manöver vermutlich böse Kopfschmerzen eingebracht.
Wir schlossen die Türe und Rodrigo, der sich endlich an seine
Aufgabe erinnerte, hämmerte einen Keil hinein.
Nachdem alle Untoten vernichtet waren, gingen wir mit Murthakh an der
Spitze weiter. Aus einem Alkoven, das war also der komische Krakel auf
Zordans Karte gewesen, schlug ein weiterer Untoter zu und wurde
niedergemetzelt.
Niam überprüfte die Türe zum Labor, aber
durch die Schlitze war nichts zu sehen. Kein Licht. Die Türe
hinten am Gang ende dagegen zeigte leichten Lichtschein dahinter. Der
Rahmen war mit silbernen Runen übersäht, aber die
konnte ich sofort als reine Abschreckung identifizieren.
Nachdem ich nun weit genug hinten war, um zweifellos den ganzen Keller
abzudecken, aktivierte ich den vorbereiteten Dämonenbann aus
meinem Stabspeicher. Die Zone würde alle mit allgemeiner
dämonischer Energie gewirkten Zauber schwächen oder
neutralisieren.
Helmbrecht und der Trollzacker stürmten durch die
Türe und wurden vom Mogul mit einem lauten Rülpsen
und einer Wolke aus miasmatischem Tlalucs Odem
begrüßt. Da ich den Zauber recht gut kenne, konnte
ich beurteilen, dass er ordentlich gewirkt war. Und das nachdem er von
meinem Dämonenbann stark geschwächt wurde! In voller
Stärke hätten wir hier vermutlich unsere beiden
Frontkämpfer verloren.
So jedoch warfen sich die beiden in den Kampf gegen extrem schnelle
Skelette in bester Rüstung. Diese waren
überraschenderweise keineswegs durch den Thargunitothbann
behindert, wie ich angenommen hatte.
Ich warf meinen Golemstab zu Boden und befahl Cerastes den Angriff.
Blitzschnell kam Bewegung in die hölzerne Schlange und sie
schlängelte sich in den Kampf.
Die Schlacht tobte hin und her. Die drei Skelette zeigten eine enorme
Widerstandsfähigkeit gegenüber magischen Waffen und
Kampfzaubern. Zwei trugen riesige Schilde und schirmten den Mogul
geschickt gegen Fernkampfwaffen ab. Die Golemschlange schaffte es dicht
am Boden an ihnen vorbei, aber ihre hölzernen, ungelenken
Angriffe wurden vom Magier geschickt mit dem Magierstab pariert.
Immerhin hinderte ihn das am Zaubern. Und Cerastes benötigte
nur einen einzigen Treffer, dann würde ihn das Gift fraglos
ausschalten.
Ich hielt mich sicherheitshalber neben der Türe und sah durch
die Augen meines Golemkäfers, den ich vor der Türe
schweben ließ. Als ich eine passende Gelegenheit fand, linste
ich um die Ecke und benutze ich meinen Ring um ihm einen Krabbelnden
Schrecken zu verpassen.
Die Masse, die durch den Limbus auf ihn transportiert wurde, bestand
größtenteils aus Würmern. Was ihn nicht
ganz so beeindruckte wie ich erhofft hatte. Er brach seinen
eigentlichen Zauber ab und klatschte in die Hände. Die Welle
der Reinigung fegte alles Ungeziefer hinfort.
Nachdem gerade alle unsere Kämpfer beschäftigt waren,
nutzte er die Gelegenheit für einen weiteren Fulminictus,
diesmal auf meine Golem-Schlange. Offensichtlich war er davon
ausgegangen, dass es sich um eine echte Schlange handelte.
Natürlich nahm der Golem Schaden, aber er konnte trotz seiner
geringen Größe weit mehr einstecken als ein
Lebewesen. Mehr sogar als die meisten Krieger. Ich war zuversichtlich,
dass dem Magier die Astralenergie ausgehen würde, bevor
Cerastes ernsthaft in Gefahr geriet. Dazu regenerierten sich seine
Verletzungen ja auch noch.
Dann wurde die Astralsicht des Golemkäfers plötzlich
getrübt. Irgendein Flächenzauber erfüllte
den Raum mit feinen astralen Fäden. Die empörten Rufe
meiner Gefährten zeigten mir, dass der Mogul einen
Dunkelheitszauber gewirkt hatte. Ein Klassiker. Untote
benötigten kein Licht und der Magier war von der Dunkelheit
nicht betroffen. Dummerweise hatte ich nichts um Dunkelheit zu kontern.
Niam rannte an der Wand entlang, schaffte es die Untoten zu umgehen und
feuerte ihre Armbrust aus nächster Nähe ab. Eine
schwere Windenarmbrust aus vollem Lauf abzufeuern war heller Wahnsinn.
Trotzdem schaffte sie es ihr Ziel zu streifen. Beeindruckend.
Hätte sie voll getroffen, wäre der Kampf hier zu Ende
gewesen.
Ein Blitz Dich Find zeigte mir schnell und günstig die
erwartete Schutzkuppel des Moguls.
Murthakh zerteilte den gefährlichsten der Untoten, den
ehemaligen Hauptmann der Stadtgarde, in zwei Stücke,
während Helmbrecht sich mit seiner magischen Waffe deutlich
schwerer tat. Rodrigo konnte sich kurz aus dem Nahkampf lösen
und raste vorwärts, genau auf die beiden Schildträger
zu. Mir stockte der Atem. Die würden ihn in Stücke
schlagen!
Dann warf er sich auf den Boden und schlitterte unter dem Tisch durch.
In der gleichen Bewegung stach er nach oben nach dem Magier, aber
dieser parierte den Stich lässig mit seinem Magierstab. Doch
von nun an kam der Mogul nicht mehr dazu uns mit weiteren Zaubern zu
traktieren, da er sich nun Rondrigo, Niam und Cerastes erwehren musste
– und zudem auch noch Murthakh, der die beiden Schildskelette
umlaufen konnte, die es ein ums andere Mal geschafft hatten ihren Herrn
vor Helmbrecht zu beschützen.
Wer Nekrorius tatsächlich den ersten ernsthaften Treffer
versetzte, hatte ich gar nicht mitbekommen, doch plötzlich
ging er zu Boden. Meine Schlange biss in den stürzenden Magier
und Niam machte ihm mit ihren Dolchen den Garaus, bevor er noch einen
letzten Trumpf ziehen konnte.
Die Untoten fielen in sich zusammen. Der Kampf war gewonnen. Jetzt ging
es nur noch ums Aufräumen und Plündern.