Tagebuch des Magiers Rodrik Bannwäldner
Nachdem ich mich mit viel Mühe von dem hervorragenden
Frühstück wegreißen konnte, holten wir die
verkaterte Restgruppe bei der anderen Taverne ab und zogen los in
Richtung Gebirge.
Auf zu unserem Ziel um dem Magier Halverun von Angersford das Kistchen
von Mutter Gans zu überbringen. Unsere Mission war nicht so
glorreich wie die Vernichtung eines Heptarchen oder so etwas, aber
immerhin besser als Ratten aus der Kanalisation von Gareth zu
vertreiben.
Unterwegs unterhielten wir uns über einige der interessanteren
lokalen Gesetze. Vor einem Jahr hatte der Herzog von Weiden
verfügt, dass ihm alle Früchte auf den
Bäumen gehörten. Wer Früchte vom Baum
pflückt, vergeht sich also am Herzog. Natürlich war
das für uns ein Anlass, uns reichlich zu bedienen. Unterwegs
fanden wir auch einige Bauern, allerdings benutzten die eine
Gesetzeslücke. Denn heruntergefallenes Obst durfte man
aufheben. Und es gab nach altem Gesetz für jeden Weidener
Bürger das Recht seine Stärke auf die Probe zu
stellen. Zum Beispiel, indem er einen Baum schüttelte. Murtakh
demonstrierte den Einheimischen sofort seine beträchtlichen
Muskeln sobald die ihm das ganze erklärt hatten.
Nach einem Tag gemütlicher Wanderung, kam der Turm des Magiers
in Sicht. Daneben befanden sich zwei Begleitgebäude
für Vieh und Pferde. Der Turm entsprach dem traditionellen
spät-raulschen Stil mit zahlreichen Erkern und
Nebentürmchen.
Während Niam um den Turm pirschte, setzte ich mich
gemütlich neben einem Baum ins Gras und ließ meinen
Golemkäfer losfliegen. So konnte ich ohne Mühe und
Gefahr… überhaupt nichts sehen. Sobald der
Käfer in die Nähe des Turms kam, wurde er Blind. Den
Turm selber konnte er auch aus der Entfernung nicht erkennen.
Der ganze Turm lag unter der Flächenvariante eines Hellsicht
Stören. Wer machte denn sowas? Hier, mitten in der Wildnis.
Warum waren Magier immer so unnötig paranoide?
Niam hatte keine Hintereingänge oder ähnliches
gefunden und untersuchte nun die stabile Eingangstüre. Sie
fragte ob magische Fallen zu erkennen waren, was ich natürlich
verneinte. Sie machte sich mit ihrem Dietrich daran das Schloss zu
knacken. Es war massiv, aber recht primitiv aufgebaut. Keine
Herausforderung. Während sie noch die Dietriche in Position
brachte, ertönte plötzlich eine donnernde Stimme:
„Verzieht euch Sterbliche!“
Wir waren erstaunt, da das doch sehr pompös klang. Nicht
wirklich überzeugend. Ich flüsterte den anderen noch:
„Der benutzt einen Vocolimbo.“
Dann fuhr die Stimme fort: „Verzieht Euch, Sterbliche, ich
bin der mächtige Borbarad, der Dämonenmeister,
zittert!“
Wir schwiegen einen Moment überrascht, dann antwortete
Helmbrecht: „Der ist tot.“
Die Stimme schwieg einen Moment und fuhr „Äh
… ich … Galotta, Sterbliche, ich bin
Galotta!“
Wir sahen uns nur seufzend an. Einmal mit Profis arbeiten.
Im weiteren Gespräch brach die Stimme und wir hörten
einen nervösen Jugendlichen heraus. Das konnte
natürlich eine Falle sein, aber wir hatten keine Geduld den
Turm jetzt erst noch ein paar Stunden zu observieren.
Wir drangen ein. Innen fanden wir einen jungen Magierschüler.
Der Jüngling stellt sich als Elmo vor.
Sein Meister, dem wir das Paket übergeben sollten, war beim
Pilze sammeln von Orks entführt worden. Ein elend
gefährliches Hobby.
Wir ließen uns in den Wald führen. Elmo stampfte
lauter und ungeschickter durch das Unterholz als unser Stadtdruide.
Nach einigem hin- und her stellten wir fest, dass er unfähig
war den korrekten Ort der Entführung zu finden. Er
hätte ohne unsere Hilfe nicht einmal zurück zum Turm
gefunden.
Wir baten Elmo uns wenigstens etwas Nützliches zu bringen. Er
lieferte uns eine halb Liter Flasche.
Ein magischer Trank. Der Inhalt roch nach Spargel, Gras und Alkohol.
Ich grinste. Hochkonzentrierte Kairanessenz. Ein potenter Astral-Trank.
Allerdings nur für Notfälle. Kairan machte notorisch
schnell süchtig.
Wir zogen los und folgten den Spuren des Magiers durch den Wald. Schon
von weitem hörten wir ein paar Orks. Sie redeten und sangen
laut. Wir schlichen uns an und stellten fest, dass vier Orks hier so
etwas wie einen Junggesellenabschied feierten.
Niam und Murtakh erkundeten erst das Lager, dann schlichen Helmbrecht
und Murtakh sich an und traten aus den Schatten in den Schein des
Lagerfeuers. „Guten Abend!“
Nur einer der Orks sprach etwas Garethi. Wir konnten uns nicht
beschweren, denn keiner von uns sprach Orkisch.
Murtakh und Helmbrecht tranken und feierten mit. Diese Orks hatten
sicher niemanden entführt. Elmo hatte uns vermutlich
angelogen. Niam verdächtigte ihn der wahre Bösewicht
zu sein.
Etwas enttäuscht kehrten wir zurück zum Turm und
sahen uns noch einmal genau um.
Im Stall lag ein Mann, der unter einem Zauber stand.
Raun sprach erst zweimal einen Odem und dann einen
Beherrschung-Brechen. Ohne Wirkung.
Unser Gegner war offensichtlich ein mächtiger
Beherrschungsmagier. Ich wirkte sofort einen Psychostabilis auf mich.
Sehr zuversichtlich machte mich das aber nicht. Selbst der Untote
Magier hatte es geschafft meine Abwehr zu durchdringen. Dabei hatte ich
das bisher immer für einen meiner stärksten Zauber
gehalten.
Wir gingen wieder in den Turm rein. Die Haushälterin war
ebenfalls verzaubert. Was war hier los?
Wir trennten uns und durchsuchten den Turm nach oben und unten. Niam
schlich vor mir nach unten. Unten im Keller war eine weibliche Stimme
zu hören. An der Türe lauschend versuchte ich etwas
genaueres zu verstehen. Die Frau sprach Zhayad. Fließendes
Zhayad. Selbst in Brabak oder Punin hatte ich niemanden so
natürlich die Sprache der Dämonen sprechen
hören.
„Nun sag’s mir doch. Du bist schon so
weit…“
Als Türe diente eine Metallplatte, die aber nur eine Illusion
war. Nach einigem Zögern steckten wir nacheinander vorsichtig
den Kopf durch und zogen uns wieder zurück.