Aus dem Tagebuch des Magiers Rodrik Bannwäldner
Wir besprachen uns mit Helmbrecht und Rodrigo. Die beiden hatten den
oberen Teil des Turms untersucht. Oben waren ein Labor und eine
Schlafkammer. Es juckte mich zwar das Alchemielabor zu untersuchen,
aber zuerst mussten wir den Magier finden. Und sicherstellen, dass er
uns nicht daran hindern konnte seinen Turm zu
plündern… ich meine alle Gegenstände
sicherzustellen die potentiell eine Gefahr für das Reich oder
die Bevölkerung darstellen könnten.
Während wir uns unterhielten, ertönte über
uns ein lauter Krach und Holzsplitter stoben die Treppe herunter.
Murtakh hatte die Schlafkammer des Magiers gefunden und die
Türe eingetreten. Subtil wie immer.
Wir stürmten hoch. Der Raum war enthielt neben Bett und
Schreibtisch auch eine interessante Sammlung von Büchern. Ich
steckte unauffällig eines ein, legte es aber später
wieder zurück. Noch waren wir nicht sicher, wo der Besitzer
des Turmes war. Und Magier reagieren immer recht unvernünftig,
wenn man sich an ihren Büchern vergreift. Das erinnerte mich
daran, dass ich unbedingt noch einen Zant an mein Bücherregal
binden sollte.
Im Raum tauchte nun ein kleiner Elementargeist der Luft auf. Die kleine
Wolke schwirrte desorientiert herum und schien etwas zu suchen. Wir
spielten ein wenig mit ihr herum, aber ohne irgendeinen Effekt. Ich
hasse Luft-Elementare. Völlig nutzlos.
Außerdem wirkte er desorientiert. Der Hellsicht
stören, blendete wohl auch seine Sinne. Ungewöhnlich.
Wieso hatte der Magier seine Zauber nicht aufeinander abgestimmt? Er
hätte sicher seinen Elementar von der Wirkung ausnehmen
können. Oder ihm Immunität gegen diesen speziellen
Zauber verleihen können. Ich hätte das gekonnt. Wobei
ich keinen so mächtigen Flächenzauber so lange
aufrecht erhalten könnte.
Wir wollten dann runter.
Ich ging vor, aber Helmbrecht und Murtakh blieben unsicher stehen. Sie
wollten den Raum nicht mehr verlassen. Die Gründe waren
fadenscheinig und kamen ihnen selber ungewöhnlich vor.
Offensichtlich wurden die beiden Beeinflusst. Raun versuchte den Zauber
zu brechen, versagte aber. Dann befahl er Murtakh einfach mit einem
eigenen Beherrschungszauber den Raum zu verlassen. Dasselbe musste er
danach noch mit Helmbrecht machen.
Helmbrecht verschob beim herausstolpern den Teppich. Darunter kamen in
Silber eingelegte Linien zum Vorschein. Wir rollten den Teppich auf und
schoben ihn zur Seite. Ich sah mir die Linien an. Der ganze Raum war in
eine Art Bannkreis eingelegt. Mit zusätzlichen Runen
für Einfluss und Beschwörung von Elementaren der Luft.
Der Geist sollte seinen Meister wohl über Eindringlinge
informieren. Der Zauber selbst sollte Eindringlinge festhalten.
Der Hausherr schien seinen eigenen Schutz nicht sehr wichtig
einzuschätzen, denn dieser Aufbau schützte
bestenfalls seine Besitztümer.
Wir gingen in den Keller. Im Schatten halb verborgen fanden wir Niam,
die immer noch den Aufgang bewachte.
Bevor wir einen neuen Plan für das weitere Vorgehen
formulieren konnten, erklang eine laute Stimme von unten:
„Pentagramma Krötenfuß!“
Wer benutzte denn diese uralte Version der gesprochenen Formel? Dem
Lärm nach gab es unten nun einen Kampf. Wir stürmen
rein.
Ein alter Magier stand gefesselt auf der einen Seite. Auf der anderen
Seite des Raumes wurde eine Dämonin eben in die
Niederhöllen gezogen. Offenbar hatte er sein Problem ohne uns
gelöst.
Wir entfesselten den Magier und er stellte sich als Besitzer dieses
Turmes vor.
Auch wenn es sich offensichtlich um den Magier handelte, den wir
suchten, versuchte ich es mit der Parole. Er reagierte nicht die
Signalfrage. Als wir ihn darauf hinwiesen, dass wir auf die Antwort
warteten, versuchte er sich heraus zu reden.
Ich wollte den alten Mann nicht töten, nur weil er die Parole
vergessen hatte. Wenn er nicht der Magier war, konnte er eigentlich nur
ein Dämon sein, der uns mit der Szene vorhin
getäuscht hatte. Daher sprach ich nun demonstrativ einen
Pentagramma. Meisterlich gewirkt, verfehlt er jedoch seine Wirkung.
Für mich war klar, dass er kein Dämon war.
Vielleicht war er ein Hochstapler? Helmbrecht verhörte Elmo
ohne sinnvolles Ergebnis.
Helmbrecht fragt den Magier noch nach seinem Vornamen. Er kannte ihn
nicht. Helmbrecht schlug sofort zu. Eine Illusion zerbrach. Darunter
kam der paralysierte Magier zum Vorschein.
Niam schlug nach Elmo. Dieser verschwand und taucht am anderen Teil des
Raumes wieder auf.
Er verspottete uns mit weiblicher Stimme auf Zhayad: „Ihr
wisst gar nicht, mit wem ihr es zu tun habt. Dann schimmerte sein
Körper und nahm die Gestalt der Dämonin an, die wir
vorhin scheinbar in den Niederhöllen verschwinden sahen.
Schlank, jung, hochgewachsen. Der rechte Arm fehlte. In der linken Hand
trug sie ein spiegelnd poliertes Schwert, mit dem sie sofort geschickt
zu fechten begann.
Ich antwortete ebenfalls auf Zhayad: „Ihr habt euch auch noch
nicht vorgestellt.“
Sie lächelte und führte das Gespräch ohne
sich von ihrem Kampf ablenken zu lassen: „Du sprichst Zhayad
recht gut, möchtest du die Sprache noch besser
lernen?“ lockte sie mich.
Ja klar. Sicher. Also ob ich unter so unkontrollierten
Umständen ein Angebot einer Dämonin annehmen
würde. Während sie nicht durch Bannkreis und Namen
gebunden war. Ohne klar ausgehandelte Bedingungen. Für wie
dumm hielt die mich?
Helmbrecht schlug zu, die Dämonin parierte. Das leuchtende
Schwert des Dämons wurde an der getroffenen Stelle etwas
dunkler. Das gleiche passierte überall dort, wo die
Dämonin selbst von magischen Waffen getroffen wurde. Ein
ungewöhnlicher Effekt.
Niam wirkte einen Zauber, der aber von der Klinge abprallte und
zurückgeschleudert wurde. Dann griff sie mit einem
Beherrschungszauber auf Murtakh an und befahl ihm Helmbrecht zu
töten.
Ich ging im Geist die lange Liste von Dämonen durch,
über die ich in den diversen Schriften und Büchern
gelesen hatte. Weiblich, Einarmig, Spiegelklinge die Zauber
reflektiert. Kann Zaubern. Stammt aus der Domäne des
Amazeroth… Ich wurde bleich und erstarrte einen Moment. Das
hatte dieser kleine Zauberschüler Elmo doch nicht
wirklich… Doch. Hatte er. Dieser Irre hatte einen
Dämon beschworen, an den selbst erfahrene Dämonen
sich nur mit einem kompletten Zirkel, Paraphernalien und wochenlanger
akribischer Vorbereitung heranwagten. Und nur, wenn sie keinen anderen
Dämon kannten, der ihr Problem lösen konnte.
Elmo hatte es gewagt Beel'Ymash, die Hand mit dem Schwert zu rufen. Die
Dämonen-Fürstin der Anti-Magie. Trägerin der
Spiegelklinge, die jeden Zauber reflektieren kann. Eine der
höchsten Dienerinnen Amazeroths. Die gehörnte
Dämonin, die den Legenden nach den Heerscharen der
Magiermogule im Endkampf gegen Sulman al Nassori vorangeschritten war.
Wir waren so gut wie tot. Sicher spielte sie nur mit uns. Aber warum?
Ihr Gesicht verzog sich bei jedem Treffer, der ihre leuchtende Aura
verdunkelte. Sie schien keinen Spaß zu haben.
Konnte ich die Kontrolle übernehmen? Aber nein. Elmo
kontrollierte sie nicht. Er hatte sie ja nicht einmal gezielt
beschworen. Was er getan hatte war eine Tür in die
Niederhöllen zu öffnen, einen roten Teppich
auszurollen und zu warten ob jemand hindurchtrat. Die Dämonin
war unkontrolliert eingetreten.
Murthakh griff Helmbrecht an. Während ich mir
überlegte was wir gegen Beel'Ymash tun konnten, begann ich mit
Psychostabilis als Gegenzauber. Beel'Ymash war nicht als Meisterin der
Beherrschungsmagie bekannt. Hier hatte ich eine Chance. Wieso nutzte
sie nicht ihre Kampfmagie? In den Legenden warf sie mit Flammenstrahlen
und ähnlichem um sich. Stattdessen kämpfte sie sehr
defensiv und nutzte einen Beherrschungszauber.
Rodrigo zog den paralysierten Magier aus dem Bannkreis. Die
Dämonin fand das nicht gut, konnte aber aktuell nichts dagegen
unternehmen.
Der Magier schien sich schon wieder leicht zu bewegen, bevor er aus
meiner Sicht verschwand.
Niam fand den Stab des Magiers und schlug damit auf die
Dämonin ein. Wenig später hörte ich von oben
eine unbekannte Stimme: „Zu mir!“ rufen. Der Stab
wand sich aus Niams Hand und flog gegen Wände und Boden
polternd zur Türe hinaus. Niam zog sich sichtlich genervt
zurück.
Die Dämonin wurde immer blasser. Ihr Schwert glomm Violet und
Lila und sie schwang es durch die Luft. Ein schwarzer Riss blieb in der
Luft zurück. In allen Farben irisierender Nebel sickerte aus
dem Riss und floss auf die Dämonin zu. Nach weiteren Rissen
wurde der Strom stärker und die Dämonin leuchtete
wieder stärker. Ich verstand. Sie war nicht mit ihrer vollen
Stärke aus den Niederhöllen gekommen. Wie auch, mit
einem so stümperhaften Portal. Wenn sie es jetzt aber schaffte
ihre volle Stärke zu erreichen, würde sie den Boden
mit uns aufwischen.
Meine Kampfgefährten kannten zwar die genauen Feinheiten
nicht, hatten aber offensichtlich ebenfalls das Problem erkannt. Sie
schlugen auf die Risse ein. Und entgegen meiner Erwartung, schlossen
diese sich unter dem Einfluss jeder störenden magischen
Energie wieder. Sie konnten sich nur nicht darauf konzentrieren sich um
die Risse zu kümmern, da sie immer noch eine mächtige
Fechterin als Gegnerin hatten.
Ich warf den Kairantrunk auf die Dämonin in der Absicht die
Flasche auf ihrem Körper bersten zu lassen. Die Spritzer
würden die meisten Risse treffen. Leider trat sie geschickt
aus dem Weg. Ein einzelner Riss lag im Weg der Flasche. Diese zerbrach
unter den magischen Energien und der Riss verschwand. Nun, nicht das
was ich beabsichtigt hatte, aber ich würde auch das nehmen.
Und hinterher selbstverständlich als Absicht verkaufen.
Ich griff mutig den Riss an, während die anderen die
Dämonin zurücktrieben.
Eine Stimme flüstert mir zu: „Die Macht
Beschwörungen vor Anti-Magie zu schützen…
wenn du mich hier rausbringst.“
Ich grinste: „Den Protectionis kenne ich schon.“
Rodrigo brachte das Praios-Amulett aus dem Schlafzimmer herunter. Der
Magier warf es in den Raum, wo es in der Luft schwebte. Er rief:
„Das ist ein Fokus für Bannzauber, lasst ihn uns
aufladen!“
Die Dämonin verschwand von Murtakhs Axt getroffen, doch ein
großer Riss blieb.
Ich blicke zum Magier Halveron von Angersfort, er zaubert unvermindert
weiter. Er wusste sichtlich was er tat, daher zauberte ich ebenfalls
weiter den Pentagramma.
Wir synchronisierten unsere Zauber ohne uns abzusprechen. Gleichzeitig
entfesselten wir die Magie auf den Fokus. Er leuchtete auf und strahlte
eine Welle aus goldener Energie durch den Raum, die den Keller von
dämonischer Essenz reinigte und alle Risse schloss.
Diesmal gingen wir kein Risiko ein. Wir umzingelten den Magier und
tauschen die Parole aus: „Wir sind Flüchtlinge aus
Mendena. Wir werden vom Magier Rattenfurz verfolgt.“
„Möchtet ihr einen Teller
Gemüsesuppe?“ antwortete er korrekt.
Mit der Gegenparole: „Mit Fleisch oder ohne?“
beendeten wir zufrieden das Ritual.
Ich sah mir den Beschwörungskreis am Boden jetzt in aller Ruhe
an. Beschworen werden sollte ein Wesen aus Amazeroths Domäne.
Irgendein Gehörnter. Und selbst das war noch voller
Schreibfehler. Elmo gab zu, dass er Bannzauber aus einem Buch abgemalt
und mit kleinen Hörnern und ähnlichem versehen hatte
um sie „beschwörerischer“ zu machen. Er
wollte seinem Herrn bei seinem geheimen Anti-Magie Projekt helfen.
Halveron von Angersfort überlegte nun was zu tun war. Ich
argumentierte, dass Elmo es nur gut gemeint hatte, aber aufgrund seiner
unvollständigen Ausbildung die Gefahr massiv
unterschätzt hatte. Der Magier wog meine Argumente
sorgfältig ab… und streckte ihn dann mit einem
Flammenstrahl nieder. Als er erklärte, dass er früher
den Pfeilen des Lichts angehörte, verstand ich seine Reaktion
besser.
Wir übergaben ihm die Truhe und übernachteten.
Zum Frühstück bekamen wir die Truhe zurück.
Die Antwort war laut Halveron darin. Sicher verstaut und gesichert.
Zurück in Gareth wurde uns in den nächsten Wochen
besonders gutes Essen geliefert. Hauptsächlich diverse Suppen.