Aus dem Tagebuch des Magiers Rodrik Bannwäldner
Mutter Gans übergab uns ein weiteres Paket. Diesmal
für einen halbelfischen Magier der eine neue Magierakademie in
Honingen gründen wollte. Das zukünftige
„Collegium der kreuzenden Kräfte und der magischen
Verständigung zu Honingen“.
Der Empfänger war Magister Yvannion Aulenforst, ein Halb-Elf.
Schon wieder ein Botendienst? Arbeiteten wir jetzt für die
KGIA oder den Reichs-Paket-Dienst?
Wir brauchten wohl ein neues Motto. Etwas wie das legendäre
Motte der Unaufhaltsamen Praiosgefälligen Sonderboten (UPS),
des Botendienstes des spät-bosparanischen Reiches:
„Weder Regen noch Schnee oder die Dunkelheit der Nacht, kann
diese Boten von Ihrer Pflicht abhalten.“
Wir durften wieder nach Honingen! Wir waren eine Weile unsicher ob wir
uns freuen oder sorgen sollten. Einerseits hatten wir Honingen als
Helden verlassen, andererseits waren wir recht sicher, dass einige der
dortigen Parteien genau wussten, was wir getan hatten. Vor allem Franka
Salva Gallahan.
Doch was sollte es. Wir konnten Mutter Gans schließlich
nichts abschlagen.
Also brachen wir wieder auf Pferden auf. Diesmal war keine Imman
Saison, dafür waren mehr Pilger unterwegs zum Heiligen
Honigtigel. Darunter jede Menge Fanatiker. Musste wohl
demnächst ein Perainefest geben.
Züge von 30-40 Pilgern taumelten singend durch die
Straßen. Recht viele Versehrte pilgern zum Tempel. Also fand
vermutlich auch irgendwo ein Treffen der Geweihten des Namenlosen
statt.
Das Collegium hatte noch kein festes Gebäude, sondern nur ein
angemietetes Gebäude, die meisten Magister wohnten noch
über die Stadt verstreut. Wir würden also erst
herausfinden müssen wo sich unser Ziel aufhielt. Um
Informationen über die aktuelle Lage einzuholen bevor wir in
die Stadt spazierten, legten wir einen Zwischenstopp ein.
Unterwegs vergewisserten wir uns natürlich noch, dass jeder
sich an seinen Tarnnamen erinnerte. Ich war Elon Carhelan (benannt nach
dem Autor der Philosophia Magica, einem der verbotenen Werke
über die Magierphilosophie). Murtakh nannte sich Martukh und
so weiter.
Wir besuchten unseren alten Bekannten, den Holzhändler Ealger,
der vor der Stadt wohnte. Mal sehen, ob wir gut in Erinnerung geblieben
waren oder ob jemand sauer auf uns war.
Ealger begrüßte uns überrascht, aber
durchaus erfreut. Die Honinger Wölfe würden in zwei
Wochen wieder spielen. In der Stadt war es recht ruhig geworden, seit
wir weg waren.
Es war Pilgerzeit. Ein Fest zu Ehren der Heiligen Theria. Der
nächste Bardenwettstreit war erst in zwei
Götterläufen. Das beruhigte mich. Eine Horde
untalentierter Barden hätten mir gerade noch gefehlt.
Ealger empfahl uns den Dreifach vollen Krug in Honingen.
Irgendwer erwähnte den Apotheker Doktor Boronmir Freiherr zu
Albenburg.
Den fetten Magister Ilmenblick, der zukünftig
Spektabilität der neuen Akademie werden soll kannte Ealger vom
Namen her.
Unser Ziel, den Halb-Elfenmagier fand er abenteuerlich und
spaßig. Kein gutes Zeichen.
Er ließ durchblicken, dass man die Stadtgarde angewiesen
hatte nach uns Ausschau zu halten. Aber es schien niemand auf uns sauer
zu sein. Von einem Kopfgeld war ihm nichts bekannt.
Ealger meinte, wir sollten auf die Tobrier achten. Die hatten wenig zu
sagen, aber auch ein einzelner Meuchler sei gefährlich.
„Nun ja, ähm...“ bemerkte Niam, die
einzelne Meuchlerin schlagfertig.
Bevor Ealger noch weitere Immangeschichten erzählen konnte,
gingen wir weiter nach Honingen.
Waffen durften wie immer nur mit Waffenschein mitgenommen werden, aber
diesmal waren wir vorbereitet. Alles wofür wir keinen
Waffenschein hatten, war gut versteckt.
Yann Schenker, der Wirt des "Krugs" begrüßte uns.
Wir setzen uns zu einem Zwerg an den Tisch. Helmbrecht
grüßt ihn mit einem fröhlichen Baroschem!
Vermutlich zwergisch für „Hallo, Kurzer“.
Er stellt sich als Darbosch "Hammerhand", Sohn des Grubosch vor.
Er erzählt uns Geschichten. Von sich und Iffy, den Magier.
Dann gab es draußen einen Tumult. Eine Dachschindel war
heruntergefallen und hatte einen kleinen Jungen getroffen. Halbrin
Schenker den Sohn des Wirts. Ein Mann war schon zur Stelle und
kümmerte sich um ihn. Medikus Fenwin ui Scellin verarztete
ihn. Die Wunde schien keine Magie zu benötigen. Dafür
hatte Raun jede Menge Spaß dabei einige neue
Verbandstechniken beim Medikus zu beobachten. Als die beiden zufrieden
waren, trug Helmbrecht den Kleinen in die Stube.
Wir ließen Raun natürlich nicht mit dem Jungen
alleine. Nur für alle Fälle.
Niam zog sich zurück um ein Bad zu nehmen und trennte ein
kleines Abteil mit einem Tuch in dem Schlafsaal ab. Einen anderen
Schlafplatz bekamen wir leider nicht mehr.