Aus dem Tagebuch des Magiers Rodrik Bannwäldner
Raun und Rodrigo folgten unauffällig dem alten
Magier-Praioten. Nach kurzem Zögern stützten sie den
gebrechlichen alten Sack und brachten ihn in seine Kammer.
Höflich winkten ihn die drei gepanzerten Wachen vor seiner
Kammer durch.
Innen wirkte Raun einen Große Verwirrung auf den Alten.
Sie sahen sich um. Bis auf ein Bett, einen kleinen leeren Schreibtisch
und ein einfacher Kleiderschrank war der große Raum
erstaunlich bescheiden. Dort gab es nichts Interessantes.
Raun ging raus und erzählte den Wachen, dass er etwas
für ihn suchen sollte, da es ihm nicht gut ging. Er
ließ sich den Weg zu seiner Werkstatt und auch seinem
geheimen Refugium beschreiben.
Unterwegs gabelte er noch Niam auf. Die ging dann mich holen. Hesinde
sei Dank! Die hatten im Rittersaal gerade angefangen Praiotische Lieder
zu singen. Nochmal den Refrain von „Sieben Hexen musst du
brennen seh’n“ und ich hätte angefangen
mit Krabbelnder Schrecken um mich zu zaubern.
Raun holte Rodrigo ab und schloss dann die Türe hinter sich
ab. Dass er den Alten einsperrte, machte sogar die dümmsten
Wachen misstrauisch und sie lösten Alarm aus. Zum
Glück waren praktisch alle anderen im Hauptsaal, so dass sie
hinrennen mussten. Im Rittersaal waren noch 15 Gegner, davon 3 Magier.
Noch hatten sie vor lauter Gesang nichts gehört, aber falls
ein Gardist dort hineinkam, würden wir kaum lebend aus dem
Schloss kommen. Die Ausgänge wurden bewacht. Eine Todesfalle.
Niam und ich gingen in Richtung Lärm. Uns kam ein Gardist
entgegen, gefolgt von Raun und Rodrigo. Die Wiederum von drei weiteren
schwergepanzerten Gardisten verfolgt wurden. Die schweren
Plattenrüstungen waren ein Segen für uns, denn so
gestaltete sich die Verfolgungsjagd deutlich langsamer.
Vor dem Rittersaal standen drei weitere Gardisten im Gang, die nun
alarmiert hochschreckten, allerdings noch nicht wussten wer der Feind
war. Den vordersten auf uns zukommenden Gardisten schaltete ich mit
einem unauffälligen Somnigravis aus. Er fiel mir praktisch
schlafend in die Arme, so dass ich ihn nur mühsam bremsen
konnte, damit er nicht so schwer hinfiel, dass er gleich wieder
aufwachte.
Anschließend wirkte ich einen Horriphobus auf die drei
Verfolger. Diese riefen etwas von einem Dämon, drehten sich um
und rannten wieder davon. Es gehörte nicht viel davon die
Gardisten im Gang davon zu überzeugen, dass ihre
Gefährten von einem unsichtbaren Dämon verfolgt
wurden. Sofort nahmen sie die Verfolgung auf. Mit den Helmen sahen und
hörten die Kerle fast nichts, so hatten sie gar nicht
mitbekommen, dass ihr Kollege es nicht bis in den Rittersaal geschafft
hatte. Ansonsten hätten sie sicher noch Alarm geschlagen,
bevor sie ihren Posten verließen. Niam und ich rannten nun
ebenfalls hinterher.
Raun wirkte einen Verwirrungszauber auf die drei. Ich tat so als
würde ich einen Pentagramma wirken. Als sich die
abergläubischen Narren beschwerten, dass es gar nicht nach den
Niederhöllen riechen würde, wirkte Niam
geistesgegenwärtig einen Gestankszauber mit Schwefelgeruch.
Dann waren alle zufrieden.
Dann überzeugten wir die drei Gardisten, dass ihre
Gefährten erstmal ausschlafen mussten. Die drei waren durch
Rauns Zauber kaum noch ansprechbar. Erst als wir alle in der Wachkammer
ankamen, fiel mir ein, dass dort eventuell noch weitere
Gardisten hätten sein können. Zum Glück war
die Kammer leer. Niam servierte ihnen ein Glas Wein mit Schlafgift.
Niam überzeugte die drei dann noch wachen, dass es
genügte morgen früh Bericht zu erstatten. Niemand
wollte seinen Herrn beim Feiern stören.
Ich war zwar schlau, aber das ging mir alles zu schnell. Ich schaffte
es nicht einen Grund zu finden Niam und die anderen los zu werden. Ich
wollte auch nicht wirklich unbedingt mit den Gardisten alleine bleiben.
Mein grober Plan war mit Raun zusammen die letzten drei auszuschalten
und dann alle sechs Praioten zu töten. Dann hätte ich
alle sechs zu Untoten erhoben. Mit so vielen frischen Kriegerzombies in
Plattenrüstung hätten wir gute Chancen gehabt diese
Irren einfach zu überwältigen. Nur, dass mich sowohl
Niam als auch Helmbrecht dafür verbrannt hätten.
Darüber hinaus wäre das ganze logistisch kompliziert
geworden, da ich einige Wachen für die magische Energie
hätte opfern müssen, um die anderen zu erheben. Sowas
sollte man vorher in Ruhe am Schreibtisch durchrechnen und nicht
überstürzen. Innerlich seufzend schloss ich die
Tür der Wachstube hinter mir.
Raun hatte sich eine Wegbeschreibung zum geheimen Refugium des Alten
geben lassen, also beschlossen wir dort mal nachzusehen. Wir gingen in
den Garten und von dort durch die Hintertüre nach
außen. Zum geheimen Refugium des Magiers. Irgendwo im
Koschwald fanden wir den alten Magierturm. Bzw. eine Turmruine.
Davor stand ein Gardist an einer Feuerschale wache.
Niam und ich schlichen an ihn heran. Niam wirkte einen Silentium, so
dass wir keinen Laut erzeugten. Ein Somnigravis ließ ihn
einschlafen. In seinem Beutel fanden wir Essen und eine Ersatzdecke, in
die Niam ihn gemütlich einwickelte. Ihr Mutterinstinkt wird
wirklich immer stärker ausgeprägt.
Die Türe des Turms sah sehr stabil aus. Raun hatte den
Schlüssel, aber ein magisches Siegel stellte uns eine Frage
als er das Schloss öffnete: „Das Licht des Herrn
falle zuerst auf…“
Niams Vorschlag „Mich“ funktionierte nicht.
Während wir überlegten, donnerte Murthak die
Türe aus ihren Angeln. Noch im Flug stellte die Türe
ihre Frage erneut.
Der Turm war… komplett leer. Am Boden war jedoch eine Luke,
die das Ordenswappen trug. Murthak riss die Luke ohne nach Fallen oder
Sicherungen zu suchen auf. Ohne Probleme.
Flim Flam erleuchtete den Weg die Treppe hinunter. Ich folgte Murthak
mit dem Flim-Flam Licht. An der Wand fanden wir ein Stück
weiter unten ein paar Fackeln.
Ich sandte den Golemkäfer vor, aber er konnte kaum etwas
sehen. Der Grund war schnell gefunden. Die Wände bestanden aus
Koschbasalt. Im Koschgebirge nicht wirklich überraschend.
Damit brauchten wir wenigstens nicht weiter mit magischen Fallen
rechnen.
Ein Schlüssel öffnete die Türe einer
Werkstatt. Alles lag voller Rüstungen und
Rüstungsteile.
Im Raum war jede Menge Magie. Zahlreiche kleine Quellen. Kisten voller
Metallen und Erzen. Teile. Werkzeuge. Tinkturen. Im hinteren Teil des
Raumes gab es eine weitere Türe.
Ich wirkte einen Analys: Die Türe bestand aus verformenden
Metall. Der legendäre echsische Transformatio? Dieser alte
Zausel beherrschte den Transformatio, den selbst der Erste Gezeichnete
nie in die Finger bekommen hatte? Natürlich kam ich nicht tief
genug in den komplexen Zauber hinein um den Auslöser zu
entschlüsseln. Es war ein Wort, zwei Silben.
Rodrigo ging vor und fasste die Türe an:
„Praios!“
Tatsächlich. Die Türe ging auf. Ich war entsetzt. Das
war doch nicht deren Ernst. Da hätten sie das Passwort auch
gleich auf die Türe schreiben können. Sowas wie:
„Sag Freund und tritt ein.“ Mit
„Freund“ als Passwort.
Wir fanden drei mit Praios-Runen verzierte übergroße
Rüstungen mit großen Streitkolben. Ich untersuchte,
ob es sich um Golems handelte. Der Käfer kam nicht einmal ganz
durch die die Türe, bevor goldenes Licht aus den Helmen
leuchtete. Sie setzten sich in Bewegung. Ja. Golems.
Raun bekam einen Hieb beim rausspringen ab.
Wir schlossen die Türe und sie donnerten ein paar mal dagegen.
Dann wurde es ruhig.
Wir öffneten die Türe erneut und unser einziger
Nicht-Magier Murthak ging hinein. Ihn beachteten sie nicht.
In die Rüstungen waren Namen eingraviert. Aldek, Noralec und
Kathay. Die drei ersten Priesterkaiser.
Der Golem Noralec hatte ein Amulett um den Hals hängen. Mir
fiel ein, dass ich unbedingt nachschlagen musste, ob die Maraskaner die
Noralec Otter nach dem Priesterkaiser benannt hatten.
Murthak öffnete erstmal den Schrank. Ein
Glasgefäß mit Holzsplittern, eine alte Schriftrolle
und Fläschchen und Tinkturen, natürlich
unbeschriftet. Er packte alles in einen Weidenkorb und wollte an dem
Golem vorbeigehen. Der Golem wurde aktiv, als die magische Schriftrolle
in die Nähe kam. Murthak packte das Amulett und lief los. Die
Kette hielt kurz, dann riss sie und er rannte auf den Ausgang zu.
Niam und Raun wirkten Zauber gegen die Golems, aber diese wurden
zurückgeschleudert. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber das
ein Blitz dich find gegen Golems nutzlos war, hätte ich ihnen
sagen können.
Sobald Murthak heraus war, schlossen wir die Türe.
Dann warteten wir ein paar Minuten, bis die Selbstverzauberungen ihre
Wirkung verloren. Dann wollten wir zurück. Die
Eingangstür ging selbst mit dem Schlüssel nicht auf.
Rodrigo klopfte die Angeln heraus. Das half aber auch nicht. Wir
setzten daher unseren Murthak ein: „Murthak: Smash!“
Mit wenigen Hieben zerschmetterte er die Türe.
Auf der anderen Seite stand ein etwas kleinerer Golem: Amelthona
Wir zögerten uns ihr zu stellen. Eine belebte Rüstung
war ein Konzept, mit dem ich selbst schon gespielt hatte. Leider hatte
ich nie das Gold gehabt um eine Rüstung zu kaufen. Theoretisch
würde ein solcher Golem hohe Beweglichkeit mit dem
Rüstschutz eines Eisengolems verbinden.
Nach einigen Versuchen fiel Murthak ein, dass er eine Schriftrolle
mitgenommen hatte und er drückte sie mir in die Hand. Ich sah
sie mir an. Obskure Zeichen, verschiedene Sprachen gemischt. Gab gar
keinen Sinn. Ich überflog den Inhalt. Es handelte sich um
einen verworrenen Aufsatz zur Theurgie. Beherrschung von
Göttern durch Magie. Tiefste Ketzerei. Das hatten die sicher
nicht hinbekommen. Thomeg Atherion hatte angeblich Erfolge damit
erzielt, aber dieser Zausel? Nie und nimmer. Schon gar nicht mit einer
so offensichtlich gefälschten Anleitung. Kein fähiger
Magier produzierte einen solchen Kauderwelsch. Das konnte nur ein Trick
des Lehrers der Lehrer sein. Ein Werk von Amazeroth um die
Leichtgläubigen zu täuschen.
Ich versuchte einen Dämonenbann gegen den Golem. Kaum verband
sich mein Zauber mit seiner Aura, ging er zum Angriff über.
Das alte Problem. Antimagie war einfach viel zu langsam für
den Einsatz ohne Artefakte oder einen Zauberspeicher.
Wie vorher abgesprochen stürmte Murthak vor um Amelthona
umzuwerfen. Rodrigo sprang magisch beschleunigt an ihm einfach vorbei.
Murthak donnerte den Amelthona Golem mit der Breitseite der Axt um und
trampelte über ihn hinweg. Bevor er sich aufraffen konnte,
waren wir vorbei.
Die Golems folgten uns nicht. Vermutlich hatten sie Befehl, die
Werkstatt nicht zu verlassen.
Wir hatten das Amulett. Nun mussten wir nur noch unseren
Anführer aus der Burg holen und abhauen.