Tagebuch des Magiers Rodrik Bannwäldner
03. Ing. 1030 BF
TEAM war schwer beschäftigt die Beute nach der Belagerung von
Zweimühlen zu verkaufen, die Ernte zu organisieren und den
Einkauf von Saatgut zu organisieren. Niam handelte und feilschte, der
Baron organisierte. Fobosch, der Zwergenmagier kümmerte sich
um die Reparatur der Stadtmauer und Rodrigo bastelte weiter an seinen
Belagerungsgeschützen.
Um die Ernteproblematik kümmerte sich unser neuer Peraine
Geweihter Pyglaion dyll Garén von den Zyklopeninseln, den
wir auf unserer Reise mit dem Dreischwestern-Orden schon kennen gelernt
hatten.
Ich selbst hatte eigene Projekte. Nach der Schlacht gab es einiges zum
Aufräumen. Daher war es kein Problem einen der Bauern zu
beauftragen die Goblin-Leichen mit seinem Karren zum nächsten
Waldrand zu transportieren mit der Begründung, dass sich die
geflohenen Goblins schon um ihre Kameraden kümmern
würden, sobald sie dazu nicht an die Stadt heran kommen
mussten.
Danach war ein Kinderspiel einen Spaziergang mit Raun zu machen und die
Toten mit Skelettarius zu erheben und zu unserem versteckten Turm
marschieren zu lassen. Drei Untote schleppten die restlichen mit, so
dass wir mit etwas über zwei Stunden Marsch zum Ziel kamen.
Nun hatten wir genügend Material für einige
Experimente.
Die am besten erhaltene, der noch recht frischen Leichen,
präparierten wir mit dem ersten experimentellen Blutersatz
Elixier für die Konservierung von Untoten. Das
größte Problem beim Einsatz von Untoten ist meiner
unerschütterlichen Meinung nach immer noch der eklige Gestank.
Wer den nicht mehr wahrnimmt sollte einen Medikus aufsuchen und wer ihn
gar als angenehm zu empfinden beginnt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit
einen Pakt eingegangen. Die Angewohnheit fauler Magier Forschung und
Studium durch einen Bund mit Thargunitoth zu umgehen, ist etwas das den
Ruf seriöser Nekromanten schon seit Jahrhunderten
schädigt.
Ich war schon gespannt, ob es funktionieren würde, eine
Lebende Leiche zu erheben, die nicht wie drei Tage alter Iltis stinkt.
Den Großteil der toten Goblins steckten wir ein
Stück hinter dem Turm in alte löchrige
Fässer aus dem Turmkeller. Dann benutzte ich eine auf eine
einzige Art von Käfern beschränkte Variante des
Krabbelnden Schreckens um sie mit Dornspeckkäfern zu
füllen. Davon gab es in den örtlichen
Wäldern ja genug. Diese nützlichen Käfer
werden die Knochen sorgfältig von Fleisch entfernen. Unter
Nekromanten ist seit langem bekannt, dass Goblin-Skelette sehr geeignet
für Fernkampf Spezialisten sind. Wie jeder Bornländer
weiß, sind Goblins eine Plage die ausgerottet werden sollte
und haben keine Seele. Egal was der Codex Albyricus behauptet!
Nach der ganzen Aufregung der letzten zwei Wochen war die Arbeit an
meinen Forschungsprojekten sehr entspannend. Der einzig
lästige Teil war die Arbeit, die ich investieren musste, um
den Zugang zum Turm zu tarnen. Wir konnten natürlich keinen
deutlich sichtbaren Pfad hinterlassen. Die Räuber hatten schon
gut dafür gesorgt, dass der Turm von außen auf den
ersten Blick weiter baufällig aussah, aber ein Trampelpfad zur
Türe würde das natürlich schnell
ausgleichen. Es war höchste Zeit einen Golem oder Untoten als
Wächter aufzustellen.
Während ich und Raun zum Essen im Dorf waren, wurden wir von
den Wachen informiert, dass die Opfer eines Überfalls am
Stadttor standen. Wir eilten hin und fanden den Drakoniter-Abtprimas
Perval Groterian vom Hort in Perricum. Ein Mitglied des
Dreischwestern-Ordens, wie wir an seinen Abzeichen sofort erkennen
konnten. Er war auf Pilgerfahrt nach Eslamsgrund überfallen
worden.
Natürlich lag die Wildermark nicht einmal ansatzweise auf dem
Weg zwischen Perricum und Eslamsgrund, aber vermutlich hatte er beim
Dreischwestern-Orden nach dem Rechten gesehen.
Die Angreifer hatten eine schwarze Schlange auf blauem Grund als Wappen
getragen, das Wappen des Junkers von Schlangenfurt. Meiner Meinung nach
ein klares Zeichen, dass die Angreifer für jeden anderen
arbeiteten, nur nicht für jemanden aus Schlangenfurt. Wer
schickte schon Räuber mit seinem Wappen aus?
Dass die Pilger ein Dutzend Räuber in die Flucht schlagen
konnten, war recht beeindruckend. Einen hatten sie mit einem
glücklichen Stabhieb an die Kehle getötet, der Rest
war entkommen.
Der Baron gewährte den Pilgern natürlich
Gastfreundschaft. Der Dreischwestern-Orden hatte uns gerade erst einen
Peraine-Geweihten überlassen, da wollten wir uns auf keinen
Fall lumpen lassen.
Wir zogen los um uns den Tatort anzusehen. Wir fanden einen typischen
Hinterhalt und die Leiche des getöteten Räubers.
Sogar sein Wappen hatten die Räuber ihm gelassen. Raun
benutzte zu meiner Überraschung einen Zauber, mit dem er mit
dem Toten sprechen konnte. Niam hatte mich vorher noch gefragt, ob ich
das könne. Ich musste sie enttäuschen. Der Zauber
beschwört nicht wie landläufig oft vermutet wird den
Geist des Toten, das wäre der gemeine Geister
beschwören Cantus, sondern projiziert die Seele des Magiers in
das Reich der Toten. In Borons Hallen. Der Zauber hat einige Nachteile,
darunter das Problem, dass die Toten keineswegs verpflichtet sind die
Wahrheit zu sprechen oder auf Fragen überhaupt zu reagieren.
Das Hauptproblem des Zaubers ist allerdings, dass Nekromanten-Seelen in
Borons Hallen nicht gerne gesehen sind und niemals sicher ist, ob Boron
nicht einfach beschließen könnte, die Seele einfach
da zu behalten oder gar gleich in die Seelenmühle zu stopfen!
Raun erfuhr auch nicht viel, nur das „der Ghul“ den
Überfall befohlen hatte. Ich verzog angewidert das Gesicht.
Ghule. Warum mussten es ausgerechnet Ghule sein… Wobei das
wohl eher der Spitzname des Anführers der Schurken war.
Wir untersuchten die Stelle des Überfalls. Murthakh folgte den
Spuren der Täter bis zu einer Lichtung. Dort stampfte er etwas
unkoordiniert herum um herauszufinden, ob die Räuber hier
längere Zeit gelagert hatten. Das wäre dann ein
Hinweis darauf, dass sie gezielt auf den Abtprimas gewartet hatten.
Murthakh eröffnete, dass er keine Hinweise auf ein Lager
finden konnte. Wir wiesen ihn vorsichtig daraufhin, dass er genau in
einem heruntergebrannten Lagerfeuer stand.
Wir folgten den Spuren aus der Lichtung. Eine Weile ging es ganz
einfach, dann hatten die Räuber sichtlich versucht ihre Spur
zu verwischen. Es wurde immer schwerer ihr zu folgen, bis wir sie an
einem Fluss verloren.
Wir konnten jedoch noch nachverfolgen wo sie her gekommen waren und
folgten dafür dieser Spur.
Nach einiger Zeit rochen wir Asche und Rauch. Wir folgten dem alten
Brandgeruch und fanden einen vor einigen Tagen bereits niedergebrannten
Bauernhof. Über ein Dutzend Leichen lagen verstreut herum. In
der Nähe entdeckte Niam ein ausgehungertes und
unterkühltes junges 9-jähriges Mädchen. Die
kleine Klevi berichtete uns, dass Räuber vor drei Tagen den
Gasthof überfallen und alle getötet hätten.
Sie hatten die Tiere erschlagen, alles was sie nicht mitnehmen konnten
zerstört und dann angezündet. Sie hatten auch das
Schlangenwappen getragen. Einen von ihnen beschrieb sie als sehr
unheimlich und bleich. Vermutlich „der Ghul“.
Wir begruben die Leichen und untersuchten den Bauernhof. Neben den
Werkzeugen entdeckten wir eine verborgene Falltüre mit den
Schätzen der Familie. Zwei Flaschen guten Schnaps,
Familienschmuck den Niam auf etwa dreißig Dukaten
schätzte und ein Säckchen mit vierzig Golddukaten.
Wir vereinbarten alles dem Waisenhaus der Travia-Geweihten in
Zweimühlen zu übergeben, damit sie es für
die Kleine aufbewahrte. Klevi konnte uns keine Verwandten nennen, zu
denen wir sie bringen sollten.
Morgens wurden wir von einem schrillen Schrei geweckt. Murthak hstand
mit nacktem Oberkörper und einem toten Reh über der
Schulter völlig blutüberströmt am Waldrand
und Klevi hatte sich schier zu Tode erschrocken. Ich
schüttelte nur den Kopf und drehte mich für eine
weitere Stunde schlaf um, während Raun und Niam
mühsam versuchten die Kleine zu beruhigen.
Wir folgten der Spur weiter.