Aus dem Tagebuch des Magiers Rodrik Bannwäldner
Wir folgten der Spur der Herkunft der Räuber weiter. Wir
fanden einen Bauernhof mit vielen wachsamen und bewaffneten Knechten.
Dort berichtete man uns, dass die Händlerin Fiana mit ihren
Knechten überfallen worden war. Sie war schwer verletzt im
Bauernhaus untergebracht worden.
Wir befragten sie, während Raun sie untersuchte. Sie war
übel verprügelt worden. Ihren Knechten hatte ein
leichenblasser Kerl die Kehle durchgeschnitten, obwohl sie sich ergeben
hatten. Er ließ sie leben, damit sie überall
berichtete, dass „hier die Schlange herrscht“.
Die Räuber hatte ihre Ware, wertvolles Porzellan, zerschlagen
und nur das Gold mitgenommen, das sie bei sich trug.
Raun richtete das gebrochene Bein und wirkte sogar noch einen Balsam.
Fiana war uns sehr dankbar und wir luden sie dazu noch ein, uns in
Zweimühlen zu besuchen. So konnten wir die Gelegenheit nutzen
um unterwegs zu verbreiten, dass der Nekromant Nekrorius besiegt worden
war und man wieder vorbeikommen konnte. Vielleicht zog das ein paar
Händler und Reisende an.
Wir eilten weiter.
Ein Stück später ahnten wir einen Hinterhalt in einem
Wäldchen, aber das stellte sich nur als eine Gruppe von
siebzehn schollenflüchtigen, halb verhungerten Bauern heraus.
Ihr Lehnsherr, ein Baron, war sehr grausam und sie hatten ihr Heil in
der Flucht gesucht.
Niam überredete sie nach Zweimühlen zu ziehen und gab
ihnen Gold für Proviant mit. Dafür sollten sie auch
Klevi mitnehmen.
Tage später kamen wir gegen Abend zu einem veritablen
Wehrgasthof. Eine befestigte Anlage mit stabilen Mauern, gut bewacht
von Soldaten. Über dem Wergasthof
„Schönblick“ wehte das Banner derer von
Echsmoos.
Baron von Echsmoos, der Herr der Stadt Gallys, war bekannt
dafür, dass er seinen Glauben nach der Schlacht um Wehrheim
und den Nachfolgen des Weltenbrandes verloren hatte. Seine Mutter hatte
sich hierher zurück gezogen um sich die Zeit bis zum nahenden
Weltuntergang zu genießen.
Umgeben von ihren Speichelleckern, fanden wir sie inmitten einer ewigen
Feierlichkeit im Gasthof. Regelrecht drapiert auf einem niedrigen Sofa
neben einem passend niedrigen Tisch lag die üppige und wenig
gekleidete Herrin und genoss ihr Dasein. Über fünfzig
und in enge Seidenkleider gepresst. Um sie direkt drei ebenso
spärlich bekleidete Männer unterschiedlichen Alters,
die sie fütterten und umsorgten.
Rauschkrautnebel stieß mir in die Nase wie feiner Rauch. Und
nicht das gute Zeug, wie es in Al’Anfa und Brabak verwendet
wurde, sondern der Schund, den man von dort an die barbarischen
Nordländer verscherbelte. Das Bier war gerade noch akzeptabel,
wenn auch deutlich zu kurz gelagert und verdünnt. Bei der
Menge, die hier konsumiert wurde, jedoch verständlich. Wenn
die Strecke nicht so groß gewesen wäre, ein
perfekter Absatzmarkt für unser Mühlenbräu,
für das wir natürlich fleißig Werbung
machten.
An Informationen bekamen wir nichts Nützliches:
• Ein
Geweihtenschlächter sei in Wutzenwald unterwegs,
• in der Finstermark ginge ein
Schatten um und
• die
„Drachenmeisterin“ hatte angeblich die Knochen
Razzazzors zu untotem Leben erweckt.
Aus Briefverkehr mit anderen Spezialisten wusste ich jedoch, dass es
als sicher galt, dass Rhazzazzors Seele mit seinem Karfunkel vernichtet
worden war.
10. Tag der Verfolgung
Wir erreichten die Baronie Feyenbruck. Hier regierte nominell der Baron
Wolfmuth zu Reichskreuz am Birnberg. Allerdings wer er schon seit drei
Monden verschwunden. An seiner Stelle führte aktuell sein
Truchsess, der Junker Firunian von Binsböckel, die
Geschäfte der Baronie.
Auch das Gut des Junkers von Schlangenfurt lag in dieser Baronie,
dessen Wappen die Verbrecher überall herumzeigten.
Wir beschlossen recht direkt vorzugehen und dem Junker zu berichten,
dass unter seinem Wappen schreckliche Verbrechen begangen wurden. Wenn
er dahinter steckte, würde das zu einer gefährlichen
Situation führen, aber wir waren uns sicher, dass niemand so
verrückt sein konnte sich absichtlich sinnlos so viele Feinde
zu machen.
Erst als wir vor dem Junker standen und losredeten fiel mir ein, dass
es an Verrückten in der Wildermark keinen Mangel hatte. Ich
konnte nur hoffen, dass wir nicht einen schrecklichen Fehler
machten…